Das Cover kommt extrem schlicht und für ein Kochbuch eher untypisch daher: kein Hochglanzfoto eines stundenlang von Foodstylisten geschönten Gerichts, sondern lediglich zwei Hintergrundfarben und der schwarze, senkrechte Titel. Doch die Farben sind in der Kombination ungewöhnlich und werden dadurch
zum Eye-Catcher, simple und clever eben, wie es der Untertitel ankündigt. Und der Inhalt hält, was…mehrDas Cover kommt extrem schlicht und für ein Kochbuch eher untypisch daher: kein Hochglanzfoto eines stundenlang von Foodstylisten geschönten Gerichts, sondern lediglich zwei Hintergrundfarben und der schwarze, senkrechte Titel. Doch die Farben sind in der Kombination ungewöhnlich und werden dadurch zum Eye-Catcher, simple und clever eben, wie es der Untertitel ankündigt. Und der Inhalt hält, was das Cover verspricht:
Gleich zu Beginn überrascht Autor Stevan Paul mit gleichermaßen einfachen wie geschmacklich überzeugenden "Mini-Rezepten" zu zehn verschiedenen Gemüsen. Und auch im umfangreichen Hauptteil sind die "richtigen" Rezepte nie kompliziert oder aufwändig zuzubereiten. Paul hält den Ball flach, kommt mit einer Handvoll Zutaten und Aromen aus, und auch die Zubereitung verlangt den Hobbyköchen kein sonderliches Geschick ab.
Dabei könnte der Koch und Foodjournalist auch anders. Anfang der 1990er Jahre stand Stevan Paul in mehreren Sternerestaurants am Herd. Nun aber bringt er die Einfachheit in die deutschen Küchen, und dies mit Erfolg. Paul versteht Kochen mehr als Handwerk denn als verschwurbelte Kunst. Die Rezepte sollen keine Anleitung sein, an die man sich penibel zu halten hat, sondern der Autor möchte sie vielmehr als Vorschläge verstanden wissen. Jeder und jede ist dazu aufgerufen, die Gerichte nach eigenen Vorlieben abzuwandeln. Das Buch liefert dazu das nötige Grundgerüst, sozusagen einen Baukasten, aus dem man sich bedienen kann, weil klar ist, was gut zusammen passt.
Die Rezepte, die ich bislang versucht habe, konnten mich allesamt begeistern. Da wird ein Tortilla-Fladen kurzerhand zum Blitz-Flammkuchen umfunktioniert, Belag nach Wahl, ab in den Ofen - fertig! Oder Rührei: Mein erster Gedanke war "Kann man so etwas Banales noch großartig verbessern?" Meine Antwort ist ein klares JA. Geriebener Käse, das Ei nur leicht in Schlieren ziehen, beim Braten vorsichtig schieben und zum Schluss mit Tomatenwürfeln toppen - ein Traum! Aber auch Ausgefalleneres findet sich, zum Beispiel gekochte Eier, die in Soja-Soße mariniert und in Kresse und Sesam gewälzt werden. Eine Vorspeise, die eine wahre Augenweide ist.
Die modernen Fotos von Vivi D`Angelo sind herrlich unaufgeregt, etwa wenn der Veggie-Mushroom-Cheesburger schlicht auf weißem Teller auf der Couch steht, eben ganz so, wie es auch auf dem heimischen Sitzmöbel sein könnte. Das vermittelt ein beruhigendes Gefühl von "so bekomme ich das auch hin".
Außerdem punktet das Kochbuch auch mit Tipps für die nötige Grundausstattung in der Küche sowie zu sinnvoller Vorratshaltung. Zusammen mit Rezeptideen für Resteverwertung (neudeutsch: Leftoverküche) ist dies ein zeitgemäßer Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Übrigens: Dass die Gerichte komplett ohne Fleisch auskommen, habe ich erst nach ein paar Wochen gemerkt, man vermisst es gar nicht! Ein rundum gelungenes Werk, für Anfänger wie fortgeschrittene Hobbyköche sehr zu empfehlen!