Ulla Hahn zählt zu den bedeutendsten Lyrikerinnen deutscher Sprache. Ihre kräftigen und klaren Gedichte, manchmal voller melancholischer Zärtlichkeit, sind Meldungen am Weg, den wir dahinleben, das Paradies im Rücken und vor uns die Sehnsucht danach. Ulla Hahns Aufmerksamkeit gilt dem hier und jetzt sich versuchenden Leben, auch Ehe und Älterwerden gehören dazu. Alter meint Verluste, die nicht beschönigt werden, aber es meint auch Erfahrungen, und der erfahrene Mensch ist schön.
Wenn Ulla Hahn in ihren Gedichten "etwas verteidigt, dann nichts anderes als das Recht des Individuums auf sein eigenes Leben. Wenn sie etwas verkündet, dann nicht mehr und nicht weniger als den Anspruch der Menschen auf Freude und Glück."Marcel Reich-Ranicki
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In lyrischen Höhen konnte der anspruchsvolle Albert von Schirnding nicht schwelgen, als er sich die neuesten Dichtungen von Ulla Hahn zu Gemüte führte. Denn diese "erheben sich nur selten höher als wenige Fußbreit über den Boden des Gewohnten". Der Band ist in vier Abteilungen strukturiert: Liebe, Dichtung, Alter und Kindheit, wobei der Kritiker allenfalls die "geriatrische Komponente" als etwas Neues durchgehen lässt. Verse, die die Zustimmung des Rezensenten verdienen, gibt es nicht häufig, weshalb er jene auch als "Raritäten" klassifiziert. Ansonsten hält die "Furie der Routine" die Zügel fest in der Hand. Dabei steht Ulla Hahn doch mit den Größen ihres Metiers auf du und du, spottet der Kritiker mit Hinweis auf ein Gedicht mit der monumentalen Überschrift "Für RMR". Nein, das hat Rilke nicht verdient und auch nicht Goethe, Claudius, Eichendorff oder Sappho, die in einem Mondgedicht als Kronzeugen der Hahn'schen Lyrik herhalten müssen. Albert von Schirnding bringt das Buch wenig schmeichelnd auf den Punkt: "Wo immer es geht, verpasst die Dichterin ihren zierlichen Füßen Siebenmeilenstiefel, um dann in ihnen winzige Strecken zurückzulegen."
© Perlentaucher Medien GmbH
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