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Rezensionen
Judith Hermann hat eine unsagbar genaue und neue Sprache für das Unsagbare gefunden. Sie hat uns noch lange nicht alles gesagt. Florian Illies Die Zeit 20231125
"Der Sound einer neuen Generation"
Was Hellmuth Karasek ein wenig anbiedernd als "Sound einer neuen Generation" bezeichnet, ist jenes zarte und unspektakuläre melancholische Rauschen, das Judith Hermanns Erzählungen in Sommerhaus, später so unverwechselbar machen. Mit den neun Erzählungen, die in diesem Band versammelt sind, trifft sie zwar das Lebensgefühl einer beziehungsgestörten Generation, die übersättigt vom Wohlstand plötzlich einer sinnentleerten Realität gegenübersteht, als sich bemerkbar macht, dass die Träume nicht alle in Erfüllung gehen, die man doch schon seit Jahren lebte. Gleichwohl ist das noch nicht der "Sound einer Generation", denn auch fünf Jahre nach Erscheinen dieses großartigen Buchs ist Hermanns "Sound" noch immer ein Einzelphänomen, das nur sie selbst mit Nichts als Gespenster wieder aufnehmen konnte. Damit ist sie eindeutig "Post-Pop" und trotz der Kritikerschelte angesichts des neuen Buchs noch immer eine der interessantesten Erscheinungen ihrer Generation.
Berliner Popgeneration
Die titelgebende Erzählung Sommerhaus, später ist exemplarisch für die Stimmung in ihren Erzählungen und das Lebensgefühl der Berliner Popgeneration, die in den Neunziger Jahren ein Leben in Apathie, Hedonismus und erotischer Promiskuität lebte. Finanziell ohne Sorgen, ein wenig Künstler und immer wichtig. Hermanns Geschichte ist inmitten dieser "Szene" angesiedelt. Einer ihrer zufälligen Sexualpartner taucht eines Tages wieder bei ihr auf und will sie in sein neu gekauftes Sommerhaus in der Nähe Berlins führen. Ein Traum, wie er behauptet, und es scheint so, als ob er ihr damit Eindruck machen will. Einige Momente glaubt man sogar, eine tiefere emotionale Bindung sei zwischen den beiden erkennbar. Schnell wechselt jedoch die Stimmung, als die Ruine sichtbar wird. Sie fahren desillusioniert nach Hause. Wenige Wochen später erfährt sie über seltsame Umstände, dass das heruntergekommene Haus in Flammen aufgegangen ist. Es wird vermutet, dass der Besitzer darin umgekommen sei. Selbst als sie dies erfährt, gelingt es ihr nicht, sich aus ihrer Lethargie zu reißen. Sie legt sich wieder ins Bett und will darüber nachdenken. Aber später ...
Portrait einer Generation des Fin de Siecle
Die Geschichten in diesem Band spielen nicht nur in Berlin. Die Stimmung aber bleibt immer die gleiche - Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit auf hohem sozialem Niveau. Eine verwöhnte Generation stößt an ihre Grenzen: Langeweile, Dekadenz. Damit ist Sommerhaus, später in Wirklichkeit das getreuliche Stimmungsportrait einer Generation des Fin de Siecle.
(Andreas Rötzer)

»In den Geschichten des Hermann-Bandes Sommerhaus, später herrscht eine Stille, die für Klarheit und Genauigkeit sorgt; manchmal dient sie auch dem Heraufbeschwören einer Bedrohung [...]. Auch Hermanns Sprache verzichtet auf alle Windmacherei. Die Anfangssätze ihrer Geschichten lauten "Stein fand das Haus im Winter" oder "Sonja wird biegsam", und einmal, ungewohnt gesprächig: "Mein erster und einziger Besuch bei einem Therapeuten kostete mich das rote Korallenarmband und meinen Geliebten." In diesem staunenswert sicheren, manchmal fast aufdringlich lakonischen Ton schildert die Autorin jeweils ein paar Momente aus dem Leben von leicht aus der Bahn geworfenen Gegenwartsmenschen.« (Der Spiegel)

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