19,80 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Die Bezeichnung «Soziale Bewegung» tauchte erstmals im Zusammenhang der Französischen Revolution auf. Gemeint war damit jener Prozess, in dem Menschen die Überzeugung gewinnen, dass ihr Schicksal nicht von höheren Gewalten, wie Göttern oder klerikalen Herrschern, quasi natürlich festgelegt ist, sondern dass sie es selbst sind, die die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmen können. Als Höhepunkt in der Entwicklungsgeschichte Sozialer Bewegungen galt lange Zeit gemeinhin die Arbeiterklasse, die ihre eigene Situation auf der Höhe gesellschaftlich-ökonomischer Wirklichkeit reflektiert habe.…mehr

Produktbeschreibung
Die Bezeichnung «Soziale Bewegung» tauchte erstmals im Zusammenhang der Französischen Revolution auf. Gemeint war damit jener Prozess, in dem Menschen die Überzeugung gewinnen, dass ihr Schicksal nicht von höheren Gewalten, wie Göttern oder klerikalen Herrschern, quasi natürlich festgelegt ist, sondern dass sie es selbst sind, die die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmen können. Als Höhepunkt in der Entwicklungsgeschichte Sozialer Bewegungen galt lange Zeit gemeinhin die Arbeiterklasse, die ihre eigene Situation auf der Höhe gesellschaftlich-ökonomischer Wirklichkeit reflektiert habe. Diese als linear unterstellte Entwicklung sei schließlich durch den Faschismus unterbrochen worden. Im Gefolge der Studenten-, der Ökologie-, der Frauenbewegung und anderer, entwickelt sich allerdings bald eine akademische «Bewegungsforschung», die nun von Neuen Sozialen Bewegungen sprach, um damit das breite sozio-politische Spektrum der neuen Akteure zu fassen. Gemeint waren sämtliche nicht-parteiförmig organisierten links-alternativen Protestgruppen, die seit den 1960er Jahren entstanden waren.Als theoretisches Problem sollte sich jedoch bald erweisen, dass stillschweigend unterstellt wurde, «Neue Soziale Bewegungen» seien genuin emanzipatorisch und daran orientiert «der Demokratie» zu sich selbst zu verhelfen. Diese Auffassung wurde in jüngster Zeit sowohl von den neuen Bürgerbewegungen als auch von den neuen rechten Bewegungen in Frage gestellt, sodass der Begriff der sozialen Bewegung einmal mehr zu Disposition steht. Dieser Band der Reihe Theorie.org gibt eine Übersicht über die begriffsgeschichtliche Reflexion Sozialer Bewegungen, rückt allerdings dabei «die Sache selbst» in den Mittelpunkt: die emanzipatorische Dimension des Streits um die besten Lebensformen. Eine neue Rezeption des Begriffs - an die das Buch anschließt - findet seit geraumer Zeit in Frankreich sowie aufgrund der Schriften Hannah Arendts statt. Diese Ansätze bilden eine vielversprechende Perspektive für ein neues Verständnis und eine weiterführende Begriffsbildung sozialer Bewegungen, die das Buch in einem Ausblick vorstellen wird.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Interessiert bespricht Rezensentin Nina Scholz Annette Ohme-Reinickes Buch über die Geschichte der sozialen Bewegungen. Das Besondere an diesem Ansatz ist laut Scholz, dass die Autorin sich nicht einer einzelnen Bewegung widmet, sondern sich auf einer allgemeineren Ebene einer Form von Protest widmet, in der sich zeitgebundene Ideen mit dem Kampf auf der Straße verbindet. Ausgangspunkt ist das 18. Jahrhundert, lernt Scholz:  Das ist die Zeit, in der der Begriff "sozial" sich als politische Formel etabliert, im Folgenden findet sich oftmals das Muster, dass soziale Bewegungen, wie etwa in der Französischen Revolution, zwar einerseits in Repression umschlagen können, andererseits aber zu einem späteren Zeitpunkt von anderen Akteuren wieder aufgegriffen werden können. Entlang der Lektüre verfolgt Scholz die Geschichte der sozialen Bewegungen bis in die Gegenwart. Warum es sich bei der Neuen Rechten Ohme-Reinickes Meinung nach nicht auch um eine soziale Bewegung handelt, erfahren wir aus der Besprechung allerdings nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH