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Die Abtreibung gehört auch heute noch zu den umstrittensten Fragen unserer Gesellschaft. Weder findet sie eine breite gesellschaftliche Akzeptanz, noch wird offen über sie gesprochen. Abtreibung ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu. Eine merkwürdige Grauzone umgibt sie. Das mag durchaus überraschen, da die Abtreibung in den westlichen Ländern unter bestimmten Voraussetzungen legal ist. Das Recht auf Abtreibung gehört zudem zu den Errungenschaften der Frauenbewegung und des Kampfes um die Selbstbestimmung der Frau. Der französische Soziologe Luc Boltanski versucht, diese paradoxe…mehr

Produktbeschreibung
Die Abtreibung gehört auch heute noch zu den umstrittensten Fragen unserer Gesellschaft. Weder findet sie eine breite gesellschaftliche Akzeptanz, noch wird offen über sie gesprochen. Abtreibung ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu. Eine merkwürdige Grauzone umgibt sie. Das mag durchaus überraschen, da die Abtreibung in den westlichen Ländern unter bestimmten Voraussetzungen legal ist. Das Recht auf Abtreibung gehört zudem zu den Errungenschaften der Frauenbewegung und des Kampfes um die Selbstbestimmung der Frau. Der französische Soziologe Luc Boltanski versucht, diese paradoxe Situation zu erklären. Dabei greift er zum einen auf ausführliche Interviews mit einhundert Frauen zurück, die von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Abtreibung berichten, und rekonstruiert zum anderen eine umfassende Geschichte der gesellschaftlichen Abtreibungspraxis von der Antike bis zur Gegenwart. Die Entscheidung für oder gegen Abtreibung, so skizziert Boltanski seine Hauptthese, erweist
sich dabei als unauflösbarer Widerspruch, der der gesellschaftlichen Ordnung insgesamt innewohnt: Einerseits ist jedes einzelne menschliche Wesen einzigartig und unersetzbar, andererseits ist seine Austauschbarkeit Grundvoraussetzung dafür, daß sich die Gesellschaft fortwährend demographisch erneuert. Diese Paradoxie wiederholt sich in der symbolischen Ordnung, die der Schwangerschaft, der Geburt und der Abtreibung ihre gesellschaftlichen Regeln gibt. Boltanskis Buch führte in Frankreich zu einer heftigen und überaus kontroversen Debatte, in der es um nichts weniger ging als um die Grundregeln der gegenwärtigen Gesellschaft.
Autorenporträt
Luc Boltanski, geboren 1940, Schüler von Pierre Bourdieu, ist einer der gegenwärtig prominentesten französischen Soziologen und Forschungsdirektor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris. International bekannt wurde er sowohl durch seine maßgeblichen Beiträge zur Theorie einer pragmatischen Soziologie der Kritik als auch durch seine Analysen des neuen Geists des Kapitalismus.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Interessiert hat Hans-Martin Schönherr-Mann diese soziologische Studie über Abtreibung von Luc Boltanski gelesen. Er attestiert dem Autor, seinen Gegenstand ethisch neutral und objektiv zu analysieren, eine Anstrengung, die er angesichts der hochemotionalen Problemlage nur begrüßen kann. Nach einer anthropologischen Betrachtung der Abtreibung und einem Blick auf ihre Geschichte geht der Autor auf die gegenwärtige Entwicklung ein. Dabei konstatiere er bei der Abtreibungsfrage einen Rückzug des Staats und damit auch einen Wandel vom sittlichen Verbot zu einer individuellen moralischen Angelegenheit. Schönherr-Mann hebt insbesondere Boltanskis Analyse hervor, wonach Abtreibung den Frauen die Option eröffne, Sexualität und Zeugung zu trennen. Deutlich werde, dass Zeugung zur Menschwerdung allein nicht ausreiche. Zustimmend äußert sich Schönherr-Mann auch über die Ausführungen des Autors, Kinder in die Welt zu setzen avanciere unter gegenwärtigen Bedingungen zu einem gewagten "elterlichen Projekt".

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