Wie der Sport zum Machtinstrument wird
In "Spielball der Ideologie – Der SC Freiburg in der Zeit des Nationalsozialismus" begeben sich die Autoren auf eine Reise durch die dunklen Jahre des Dritten Reiches, während der der SC Freiburg als Sportverein und Teil der Gesellschaft unverkennbar von den
Ideologien des braunen Sumpfes beeinflusst war. Die Auseinandersetzung mit der eigenen…mehrWie der Sport zum Machtinstrument wird
In "Spielball der Ideologie – Der SC Freiburg in der Zeit des Nationalsozialismus" begeben sich die Autoren auf eine Reise durch die dunklen Jahre des Dritten Reiches, während der der SC Freiburg als Sportverein und Teil der Gesellschaft unverkennbar von den Ideologien des braunen Sumpfes beeinflusst war. Die Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit, die der Verein heute öffentlich sucht, ist nicht nur eine notwendige, sondern auch eine hochaktuelle Debatte, die umso mehr Gewicht gewinnt, wenn man die Schlagzeilen des tagespolitischen Geschehens betrachtet.
Das Buch ist in fünf umfangreiche Kapitel gegliedert und behandelt die Entwicklung des SC Freiburg von seinen Anfängen in der Weimarer Republik bis zum Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg. Der detaillierte Rückblick auf die Geschichte des Vereins ist sowohl informativ als auch erschreckend, da er die Mechanismen der Gleichschaltung und den Ausschluss jüdischer Mitglieder, Spieler und Trainer beleuchtet. Die Autoren legen dar, wie der DFB und viele Fußballvereine unter dem Druck des NS-Regimes agierten und damit nicht nur ihre moralischen Spielregeln aufgaben, sondern auch das Vertrauen ihrer Mitglieder und der Gesellschaft verloren.
Besonders hervorzuheben ist die methodische Herangehensweise der Autoren, die sich ihrer begrenzten Quellenlage bewusst sind. Die Zerstörung des Vereinsheims kurz vor Kriegsende und die damit einhergehende Vernichtung von wichtigen Belegen und Dokumenten machen eine umfassende Rekonstruktion der Ereignisse schwierig. Das Buch kämpft also nicht nur gegen die vergessene Geschichte, sondern reflektiert auch die Unsicherheiten und Herausforderungen der Aufarbeitung von (Vereins-)Geschichte. Es zeigt auf beeindruckende Weise, wie viele Aspekte der Vereinsvita im Dunkeln bleiben und wie individuelle Schicksale oft im Nebel der Geschichte verschleiert werden.
Die Verbindung zwischen Fußball und Politik wird durch klare Beispiele untermalt. Die Autoren schildern, wie einige Mitglieder des SC Freiburg, die in der NS-Zeit aktive Rollen einnahmen, eine dunkle Kollaboration mit dem Regime eingingen. Dies führt den Lesenden vor Augen, dass auch der Fußball kein unpolitisches Terrain blieb, sondern dass er zur Legitimierung und Verbreitung nationalsozialistischer Ideologien eingesetzt wurde.
Die Lektüre ist keine einfache, sie ist herausfordernd und stellt Fragen nach Verantwortung, Moral und der Rolle des Sports in der Gesellschaft. Der SC Freiburg, der heute als ein Verein gilt, der für Integration und Vielfalt steht, hat den sicherlich nicht leichten Weg eingeschlagen, den eigenen Schatten zu begegnen und sich seiner Verantwortung zu stellen. . Es ist ein wichtiges Buch, das nicht nur die Geschichte eines Vereins beleuchtet, sondern auch eine breitere Diskussion über die Verantwortung des Sports in der Gesellschaft und über die Lehren, die wir aus der Vergangenheit ziehen sollten, anregt.