Mit diesem Band liegt erstmals die lange erwartete Übersetzung von Quest for Excitement vor, aus der im Deutschen bisher nur wenige Kapitel veröffentlicht waren. In Zusammenarbeit mit dem Sportsoziologen Eric Dunning skizziert Elias hier die Geschichte der Bändigung der Angriffslust im Sport. Die Texte handeln vom griechischen Ringen, von der Fuchsjagd englischer Gentlemen, von mittelalterlichen Formen des Ballspiels bis zum heutigen Fußball mit seinen gelegentlichen Gewaltausbrüchen im Publikum. Eine Vielzahl detaillierter historischer Beschreibungen bildet die Grundlage, auf der die Autoren eine soziologische Theorie der Entwicklung von Sport und Spiel im Zusammenhang mit dem Zivilisationsprozeß entfalten. Warum verbringen die Menschen ihren Feierabend und das Wochenende mit Sport? Welche Impulse sind an dieser Lust am Sport beteiligt? Welche seelischen Bedürfnisse und Neigungen bestimmen das spezifische Verhalten in der Sportgruppe und die dort ausgeübte körperliche Gewalt? Warum ist Sport männerdominiert? In einer Zeit, in der Sport eine immer größere Rolle in der Gesellschaft spielt, sind diese Fragen über den Geist des Sports von unmittelbar erkennbarer Relevanz.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Norbert Elias' Aufsätze über den Sport, die nun zusammen mit Arbeiten seines Schülers Eric Dunning in deutscher Übersetzung vorliegen, haben Rezensent Michael Ott im Großen und Ganzen überzeugt. Wie Ott berichtet, kehren in den "weit ausgreifenden" Beiträgen einige Leitgedanken immer wieder, etwa, dass der Sport nur im Blick auf die Gesamtgesellschaft sinnvoll zu betrachten sei. Auch Elias' Modell der Zivilisationstheorie, wonach die soziale Entwicklung der Neuzeit eine Verinnerlichung sozialen Zwangs, der "Zivilisierung" archaischer Affekte und der Verfeinerung von Verhaltensstandards, darstellt, scheint laut Ott immer wieder durch. Insbesondere die historischen Analysen, etwa zur Entstehung des Fußballs und des Boxens in England, findet er "noch immer lesenswert". Einige der Texte - die frühesten stammen aus den 1960er Jahren - haben Ott zufolge allerdings ein wenig Patina angesetzt. Zudem geht es ihm bisweilen allzu theoretisch abstrakt zu. Als wirkliches Defizit wertet er, dass die Frage nach der Rolle der Medien im Sport, ihres Rückkopplungs- und Katalysatoreffekts nahezu unberücksichtigt bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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