Gibt es eine Sprache hinter dem Sprechen? Zwölf einflussreiche Sprachdenker des letzten Jahrhunderts werden so dargestellt, dass ihre Antwort auf diese Frage hervortritt. Dabei ergibt sich ein überraschendes Bild: Die »pragmatische Wende« trennt Saussure und Chomsky nicht mehr von Searle und Habermas. Denn diese Autoren stimmen überein in der Annahme vom logisch-genealogischen Primat der Sprache gegenüber dem jedesmaligen Sprechen. Doch für Denker wie Wittgenstein, Austin, Luhmann, Davidson, Lacan, Derrida, Butler und Bourdieu ist das sprachliche Können keineswegs fundiert in einem Wissen um die universellen Regeln von Sprache und Kommunikation.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Manuela Lenzen sah sich durch diesen Band weniger zu einer Kritik als zu einer resümierenden Notiz veranlasst. Immerhin erfährt man, dass Krämer die Sprachtheorien nicht, wie sonst üblich, in die Theorien vor und nach der "Pragmatischen Wende", sondern in Theorien mit "Zwei-Welten-Modell" und Theorien mit "Performanz-Modell" einordnet. Versteht man Lenzen richtig, so unterscheiden die ersteren Sprache von Sprechen, während die letzteren in einer "flachen Ontologie" die Sprache in "ihrer jeweiligen konkreten Erscheinungsform" untersuchen. Die Zuordnung von Sprachforschern wie Saussure, Chomsky und Habermas einerseits und Luhmann, Derrida und Judith Butler andererseits erscheinen Lenzen zwar als "ungewöhnlich", aber nicht als unlogisch. Sie schließt ihre Kritik mit den optimistischen Prognosen Krämers für die Zukunft ihrer Disziplin.
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