Ausgehend von elementaren Fragen, was überhaupt eine Sprache ist, welche Sprachtypen und Sprachfamilien es gibt und welche Rolle dabei Lautsysteme und Schriftarten spielen, werden grammatikalische und strukturelle Analysen verschiedener Sprachen - vor allem Sanskrit, Altgriechisch, Latein, Deutsch, Chinesisch und Japanisch - in philosophischer Perspektive vorgestellt. Daran anschließend werden die Thesen einiger der wirkmächtigsten europäischen Sprachphilosophen in ihren Grundzügen interpretiert: Francis Bacon, Leibniz, Herder, Wilhelm von Humboldt, Nietzsche, Cassirer und Heidegger. Die Interpretationen leiten über zum Hauptteil des Buches, in dem es um Fragen des Selbst-, Fremd- und Weltverstehens im Zusammenhang mit verschiedenen Sprachen und Sprachebenen geht. Unter besonderer Berücksichtigung der interkulturellen Philosophie fragt Rolf Elberfeld nach dem Verständnis von Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, nach den Auffassungen von Subjekt und Objekt, von Aktivität und Passivität sowie nach den vielfältigen Kategorien, mit denen wir unsere Wirklichkeit sprachlich beschreiben. In einem weiteren Kapitel werden kulturelle Schlüsselwörter analysiert, die deutlich machen, wie eng unsere jeweiligen Sprachen, Denkformen und Lebensweisen miteinander verbunden sind. Außerdem werden die Frage nach der Übersetzung philosophischer Texte, die Wirkweise philosophischer Texte im interkulturellen Kontext und die Bedeutung der ostasiatischen Schreibkunst für das Denken der Gegenwart reflektiert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Dass es sich lohnt, Sprachen zu lernen, ist klar. Wie sehr sprachliche Übertragungsprozesse im philosophischen Denken eine Rolle spielen, erfährt Henrik Jäger aus Rolf Elberfelds Studie. Das Buch ist insofern für Jäger ein Grundlagenwerk, als dass es erstmals einen Überblick über die Geschichte und die Bedeutung der Sprachen in der Philosophie gibt. Eingeführt in die Thematik durch einen historischen Abriss zur Reflexion über die Sprachvielfalt in Europa, führt der Autor den Rezensenten an Humboldts sprachphilosophischen Gedanken entlang zu den klassischen Sprachen, dann zum Chinesischen und Japanischen, wo Elberfeld nachweist, wie das Altchinesische Heidegger zu neuen sprachlichen Wegen angeleitet hat. Am Ende besteht für den Rezensenten kein Zweifel mehr an der Bedeutung der Sprachen für die Entwicklung philosophischer Einsichten. Die Forderung des Autors nach mehr Sensibilität für diesen Umstand in Studium und Lehre kann er nur unterschreiben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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