Simone Weil ist die hellste Intelligenz des 20. Jahrhunderts. Ihre Gedanken sind aktueller denn je. Sie helfen uns, die Krise der Gegenwart zu verstehen und zu meistern. Byung-Chul Han bringt uns in seinem neuen Essay die inspirierende, hellsichtige, ja heilende Gedankenwelt von Simone Weil näher und liest sie durch unsere Gegenwart hindurch neu. Er bringt mit Weil eindringlich jene Transzendenz zur Sprache, die heute in der Welt des Konsums und der Produktion total verloren gegangen ist. Weil führe, ja verführe uns zu einer anderen Wirklichkeit, die uns aus dem sinnentleerten Leben, aus dem radikalen Seinsmangel herausführt. Sie bringt uns bei, dass es letztlich Gott, diese überwältigende Kraft von oben ist, die uns eine beglückende Seinsfülle gibt. Ihre Schriften lesend ahnen wir zumindest, dass es eine andere Lebensform, eine andere Seinsform gibt als die, die sich komplett Leistung, Produktion und Konsum ausliefert.
Auf der Welt gäbe es heute mehr Frieden und Schönheit, so Han in seinem eindrücklichen Essay, wenn wir so leben würden, wie Simone Weil es uns vorgelebt und vorgedacht hat.
Auf der Welt gäbe es heute mehr Frieden und Schönheit, so Han in seinem eindrücklichen Essay, wenn wir so leben würden, wie Simone Weil es uns vorgelebt und vorgedacht hat.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Björn Hayer verteidigt in seiner Besprechung Byung-Chul Han gegen jene, die den gebürtigen Südkoreaner als einen Instagram-tauglichen Modephilosophen abtun wollen. Denn Hans neues Buch, in dem er im Anschluss an die Sozialrevolutionärin Simone Weil über Religion nachdenkt, ist ein Beispiel für starkes, lebensnahes Philosophieren, findet Hayer. Für Han existiert Gott noch, aber wir müssen wieder lernen, ihn im Lärm der Gegenwart wahzurnehmen, so die These des Autors. Damit wendet er sich laut Rezensent insbesondere gegen die neuen Medien, die etwa auch in Gestalt des Facebook-Likes die Erfahrung von Negativität verhindern - eben darum, diese wiederzugewinnen, zum Beispiel durch spirituelle Praktiken, aber auch einen anderen Bezug zu Arbeit, geht es in diesem Buch, das für Hayer nicht nur in philosophischer Hinsicht einen Wert hat, sondern auch als ein Stück Sprachkunst betrachtet werden könne. Eine Veröffentlichung, die Horizonte öffnet, so das Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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