Harold Cleaver ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Fernsehjournalist. Über sein denkwürdiges Interview mit dem amerikanischen Präsidenten spricht man im ganzen Land, nicht nur in London. Man spricht aber auch über das gerade erschienene Buch seines Sohnes, ein kaum verschlüsselter Roman über seinen Vater:"Im Schatten des Allmächtigen". Und plötzlich ist ihm klar, dass er weg muss. Weg von der medialen Öffentlichkeit, die er so hervorragend bedient und die ihn gleichzeitig beherrscht, weg von seiner langjährigen Lebensgefährtin und den gemeinsamen Kindern. Das Bedürfnis nach Stille ist…mehr
Harold Cleaver ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Fernsehjournalist. Über sein denkwürdiges Interview mit dem amerikanischen Präsidenten spricht man im ganzen Land, nicht nur in London. Man spricht aber auch über das gerade erschienene Buch seines Sohnes, ein kaum verschlüsselter Roman über seinen Vater:"Im Schatten des Allmächtigen". Und plötzlich ist ihm klar, dass er weg muss. Weg von der medialen Öffentlichkeit, die er so hervorragend bedient und die ihn gleichzeitig beherrscht, weg von seiner langjährigen Lebensgefährtin und den gemeinsamen Kindern. Das Bedürfnis nach Stille ist übermächtig. Wochen später, eingeschneit in einer abgelegenen Hütte, allein und sprachlos, weil er die Sprache der Bauern nicht versteht, die ihn mit Lebensmitteln und Whisky versorgen, muss er feststellen, dass die Stille kein Garant für Ruhe ist und dass nichts so verstörend ist wie die Stimmen im eigenen Kopf.
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Autorenporträt
Tim Parks, geboren in Manchester, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seit 1981 lebt er in Italien. Seine Romane, Sachbücher und Essays sind hochgelobt und mit vielen Preisen ausgezeichnet. Er schreibt für den Guardian, The New Yorker und The New York Review of Books und übersetzte u.a. die Werke von Moravia, Calvino, Calasso, Tabucchi und Machiavelli. Er lebt in Mailand.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Mit engagiertem Furor protokolliert Rezensent Sascha Michel seine Begegnung mit Tim Parks? neuem Roman, den er als Parks-typische virtuose Mischung aus Tiefsinn und Banalität, "großen Fragen" und Sinn fürs Alltägliche, psychologischer Subtilität bei der Figurenzeichnung und massenkompatiblem Erzählen nicht genug loben kann. Besonders der fettleibige Held hat es ihm angetan, Erfolgsjournalist Cleaver nämlich, der sich in einer Art verspäteter Midlife-Crisis in die Einsamkeit zurückgezogen hat. Dort wird er auf Grund einer fatalen Dialektik aus äußerer Stille und dem Lärm seiner inneren Stimmen einigen Belastungen ausgesetzt. Tom Parks scheint seine Leser ausgesprochen dicht an die komplexe Gemengelage in Innern seines Protagonisten heranzuführen. Der Rezensent jedenfalls berichtet ausgesprochen anteilnehmend vom "mentalen Desillusionsprogramm" des Protagonisten, der sich emotional noch einmal durch entscheidende, mitunter traumatische Stationen seines Lebens kämpft. Dabei trägt der Roman, schreibt Michel, so "melodramatisch dick" auf, wie sein Protagonist und ist dabei zur Begeisterung des Rezensenten doch klug genug, auf kraftmeierische Lösungsangebote in Sachen Sinnfrage und auktoriale Posen zu verzichten.