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Produktdetails
  • Verlag: Harvard University Press
  • Seitenzahl: 263
  • Englisch
  • Abmessung: 215mm
  • Gewicht: 481g
  • ISBN-13: 9780674024694
  • Artikelnr.: 20965718
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2007

Mut zur Kapitalanlage
In großen Finanzkrisen ist die Mittelschicht der Hauptverlierer

Mitte der siebziger Jahre haben zahlreiche Farmer im amerikanischen Mittleren Westen im Vertrauen auf einen lang andauernden Boom hohe Beträge in den Kauf von Land und Ausrüstungen investiert. Mit dem steilen Anstieg der Zinsen und dem Fall der Preise für Getreide und Sojabohnen zu Beginn der achtziger Jahre gerieten sie unerwartet in eine schwere Krise. Viele Farmer konnten ihre Kredite nicht zurückzahlen und mussten Land verkaufen. In der Folge gaben die Preise für Farmland um rund 70 Prozent nach, und mehrere kleine Banken standen vor dem Zusammenbruch.

Finanzkrisen treffen die Mittelschicht am stärksten, schlussfolgern Philip T. Hoffman und seine Mitautoren Gilles Postel-Vinay sowie Jean-Laurent Rosenthal aus diesem und aus anderen Beispielen von Finanzkrisen aus der Vergangenheit. Denn die Reichen haben ihr Vermögen üblicherweise so breit gestreut, dass sie eine Krise üblicherweise passabel überstehen, während die meisten Armen überhaupt kein Vermögen besitzen, die in einem Finanzkrach verlorengehen könnten. Die Mittelschicht jedoch ist anfällig, weil sie Vermögen besitzt, das häufig nicht breit gestreut ist.

"Surviving Large Losses", zu Deutsch "Das Überleben großer Verluste", ist ein ungewöhnliches, aber lehrreiches Buch. Die Autoren untersuchen Finanzkrisen der Vergangenheit sowie ihre Überwindung nach gemeinsamen Mustern. Besonders anfällig sind demnach zum einen Finanzmärkte in Ländern, wo der Staat sich so hoch verschuldet hat, dass ihm keine andere Wahl bleibt, die Rückzahlung der Schulden auszusetzen. Hierfür bieten vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer reiches Anschauungsmaterial. Ein bekanntes Beispiel aus den vergangenen Jahren liefert Argentinien. Daneben sind Märkte anfällig für Krisen, über die sich als ausländischer Anleger nur schwer zuverlässige Informationen gewinnen lassen. In dieser Hinsicht wäre es vielleicht ganz interessant, die gegenwärtig auch deutschen Privatanlegern offerierten Anlagen in asiatische Entwicklungs- und Schwellenländer einmal kritisch zu hinterfragen. Der Diskussion bedarf auch die These der Autoren, wonach die Stabilität der Finanzmärkte eines Landes mit dem Gewicht der Mittelschicht innerhalb der Gesamtbevölkerung zunimmt.

GERALD BRAUNBERGER

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