Die erste Biographie über die große amerikanische Schriftstellerin: Auf der Grundlage zahlreicher neuer Quellen und Gespräche u. a. mit Nadine Gordimer, Robert Wilson, Michael Krüger sowie Sontags Sohn David Rieff.
Susan Sontag galt mit ihrer markanten Erscheinung, den pechschwarzen Haaren und der exzentrischen silbergrauen Strähne, als erste öffentliche Intellektuelle Amerikas und Celebrity zugleich. Sie trat in Filmen von Andy Warhol und Woody Allen auf, wurde von Annie Leibovitz und Diane Arbus fotografiert, war Werbegesicht der Wodka-Marke "Absolut" und verfasste gleichzeitig kulturkritische Essays. Darüber hinaus machte sie sich als Filmemacherin, Theaterregisseurin, Dramatikerin und Romanautorin weltweit einen Namen. Diese erste Biographie der politischen Provokateurin zeichnet das herausragende Bild einer widersprüchlichen und glamourösen Frau, deren Leben die kulturellen und medialen Umbrüche des 20. Jahrhunderts spiegelt.
Susan Sontag galt mit ihrer markanten Erscheinung, den pechschwarzen Haaren und der exzentrischen silbergrauen Strähne, als erste öffentliche Intellektuelle Amerikas und Celebrity zugleich. Sie trat in Filmen von Andy Warhol und Woody Allen auf, wurde von Annie Leibovitz und Diane Arbus fotografiert, war Werbegesicht der Wodka-Marke "Absolut" und verfasste gleichzeitig kulturkritische Essays. Darüber hinaus machte sie sich als Filmemacherin, Theaterregisseurin, Dramatikerin und Romanautorin weltweit einen Namen. Diese erste Biographie der politischen Provokateurin zeichnet das herausragende Bild einer widersprüchlichen und glamourösen Frau, deren Leben die kulturellen und medialen Umbrüche des 20. Jahrhunderts spiegelt.
Susan Sontag hielt nichts davon, die Kindheit für alles verantwortlich zu machen. Eine Biographie über sie brauchen wir natürlich trotzdem. Daniel Schreiber hat die erste geschrieben.
Susan Sontag träumte davon, durch ihr Werk Unsterblichkeit zu erlangen. So erzählt es ihr Sohn David Rieff in der weltweit ersten Biographie über die amerikanische Essayistin, Schriftstellerin und Filmemacherin, die am 17. Januar 2005 auf dem Pariser Friedhof Montparnasse mit Baudelaires Versen "Je t'aime, ô capitale infâme!" aus dem Epilog der "Blumen des Bösen" beerdigt wurde und an diesem Mittwoch fünfundsiebzig Jahre alt geworden wäre. Hin und her gerissen zwischen ihrem beispiellosen "reinen Willen", ihrem Glauben an die Kraft und die Macht des Intellekts, ihrer herben Schönheit und ihrem Hang zur Selbstbespiegelung, kämpfte sie um ihr Nachleben als "die" Susan Sontag.
Es fiel dem eigensinnigen Wunderkind nicht einfach so zu, eine der bedeutendsten amerikanischen Essayistinnen des zwanzigsten Jahrhunderts und die "moralische Stimme" ihres Landes zu werden. Susan Lee Rosenblatt wurde am 16. Januar 1933 in New York geboren und zog nach dem Tod des Vaters mit ihrer egozentrischen Mutter nach Tucson in Arizona. Mit vierzehn Jahren bittet sie, bereits hochbelesen, um eine Audienz bei Thomas Mann in dessen Villa in Pacific Palisades, um mit ihm über seinen "Zauberberg" zu sprechen - zeitlebens eines der wichtigsten Bücher für sie. Ihr ganzes Leben lang wird sie sich für dieses Treffen schämen: Der Schriftsteller hatte sie nicht wie eine ebenbürtige Gesprächspartnerin behandelt, sondern mit ihr, so behauptet sie, nur "oberflächliche" Konversation betrieben. Mit fünfzehn Jahren bekommt sie die Zulassung zur Universität, mit siebzehn heiratet sie ihren Dozenten Philip Rieff, beugt sich aber nicht den Erwartungen an die Frau eines Professors, sondern geht zurück nach New York, um Schriftstellerin zu werden; dann nach Paris, wo sie ihre "erste schwere Krise" durchlebt und die Frauenliebe für sich entdeckt. Alleinerziehend und mittellos, beginnt sie schließlich in New York ihr neues Leben. Der verständlichen Nachfrage nach einer Biographie kommt nun ein deutscher Journalist nach, der in New York lebt und für die Zeitungen "taz" und "Freitag" schreibt. Den Fußnoten ist zu entnehmen, dass er sich nur ein Jahr Zeit genommen hat und die Interviews mit Sontags Freunden, wie Marina Abramovic, Nadine Gordimer oder Robert Wilson, und Wegbegleitern im Tagesrhythmus führte. Gordimer erzählte ihm, dass Sontag und sie "eine tiefempfundene Abneigung gegen die Angewohnheit vieler Leute teilten, die ihre Kindheit für ihr Leben verantwortlich machten". Kontakt zu Annie Leibowitz, Sontags langjähriger "Liebhaberin" (Leibowitz), konnte Daniel Schreiber nicht knüpfen.
Das Buch verrät schon in seinem Titel, "Geist und Glamour", seine Ausrichtung und seine Grenzen: Schreiber geht es um das Phänomen Susan Sontag im Spiegel der Medien. Doch Bilder von der Frau, die natürlich auch durch ihr Aussehen wirkte, gibt es hier nur wenige. Akribisch arbeitet sich der Schreiber lieber durch die Artikel über Sontag in "Dissent", "Vogue", "Commentary", "Partisan Review" oder "New York Times"; er hat aufgearbeitet, was sie uns auch ebendort hinterlassen hat: ihre Essays "Anmerkungen zu Camp" oder "Gegen Interpretation".
Aus diesen Versatzstücken der Recherche ist keine Hommage an die brillante Essayistin und charismatische Frau erwachsen, sondern eine kritische und strenge Chronistenarbeit, die ohne falschen Respekt Widersprüche und Unglaubwürdigkeiten aufdeckt. Drastisch führt Schreiber dem Leser vor, wie sich Susan Sontag mit Hilfe ihres Verlegers Roger Strauss energisch, geschickt und aufwendig in Szene zu setzen wusste: Die "Märchenprinzessin der kulturellen Schizophrenie", wie Schreiber aus einem Artikel von Robert Brustein in der "New York Times" im Jahr 1971 zitiert, möchte man an so mancher Stelle der Lektüre dieser Biographie nicht mögen: "Sontags leidenschaftliche Verteidigung ihres freischaffenden Lebensstils als intellektuelle Autorin glitt in dieser Zeit mitunter in eine karikierende Übertreibung und eine manchmal irritierende Selbstglorifizierung ab." Und doch schafft es der Autor durch seinen distanzierten Ton, der Lob und Tadel für die seiner Meinung nach wichtige Essayistin und mittelmäßige Romanschriftstellerin auf die gleiche Weise formuliert, die Gegensätzlichkeit von Sontags Charakter einzufangen. Dem Menschen Susan Sontag aber kommt der Leser durch diese Biographie nicht wesentlich näher.
Was den Autor so zur Eile trieb, ist offensichtlich: Die Konkurrenz schläft nicht, und spätestens wenn ihre eindrucksvollen Tagebücher, die wir am Samstag in unserer Beilage "Bilder und Zeiten" in Auszügen vorabdrucken, vollständig erscheinen, wird es vermutlich weitere Biographien geben. Außerdem fällt ins Gewicht, dass Sontags Nachlass in der University of California in Los Angeles bereits in zwei Jahren öffentlich zugänglich sein wird und sich vielleicht dadurch schon bald einige seiner Eindrücke und Spekulationen ins Gegenteil kehren könnten oder zumindest präzisiert werden müssten. Eine erschöpfende Biographie über diese Besessene "mit nie versiegender Neugier und Entdeckerfreude", wie sie Annie Leibowitz im Vorwort ihre Buches "A Photographer's Life 1990-2005" beschrieb, liegt uns hier also noch nicht vor.
SWANTJE KARICH
Daniel Schreiber: Susan Sontag. Geist und Glamour. Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2007. 342 S., geb., 22,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Dem Rezensenten Oliver Pfohlmann gefällt Daniel Schreibers Buch über Susan Sontag, die erste Biografie der Ende 2004 gestorbenen Essayisten und Romanautorin. Schreiber gelingt nach Meinung des Rezensenten eine "kluge Mischung aus Empathie und Distanz". Obwohl ihr Nachlass erst 2010 zugänglich wird, hat er solide recherchiert, attestiert ihm Pfohlmann. Neben der Recherche im Archiv ihres Verlegers unterhielt sich der Autor mit etlichen Wegbegleitern und zeichnet so Sontags Entwicklung zur Intellektuellen neuen Typs nach. Sontag verstand sich auf Selbstinszenierung, die sie in immer neuen Zusammenhängen anwendete. Zudem brachte sie Hoch- und Subkultur in bislang nie da gewesener Form zusammen und hatte auch beim Publizieren wenig Berührungsängste. Das alles wird in dieser Biografie nach Pfohlmanns Meinung überzeugend rekonstruiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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