2013 feierte Peter Handke, im Stillen und allein, sein Berufsjubiläum: Im Juni 1963 hatte er die Gewissheit, »das Schreiben, Aufschreiben, Verknüpfen, Unverknüpftlassen ist mein möglicher Beruf.« Zum Dasein als Schriftsteller gehört notwendigerweise eine Existenz als Leser. Und über das Gelesene schreibt er dann in der Regel: Solches Wechseln zwischen den Positionen ist Peter Handke, wie seine Essay-Bände seit »Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms« aus dem Jahre 1972 belegen, zur lieben Gewohnheit geworden. Der vorliegende Band versammelt Texte ausschließlich zur Literatur, also Begleitschreiben zu Autoren und ihren Büchern.Doch unter der Hand verwandeln sich bei Peter Handke die Schreiben zu einem Buch in eine Erzählung. Das geht dann so: » Gestern, am Sonntagabend, ist mir eine besondere Schönheit 'begegnet', nicht 'angekommen', wie NOFRETETE, sondern mir begegnend als Schönheit zugleich mich bewegend: Da stieg ich auf gut Glück in den Vorortzug nach Versailles, und mit mir im ziemlich leeren Abteil, da und dort, saßen drei eher junge Männer. Und sie alle drei lasen. Und sie lasen ein jeder ein Buch, und es war das jeweils ein ernstes Buch - es war, Schönheit der Bücher wie der drei Leser, offenbar die alte, die »ernste«, die ewig neue Literatur. Und es wurde so im Waggon Raum, wie selten ein Raum. Und als ich gegen Mitternacht zurückkam mit einem anderen Zug, da saß, gelehnt an die Bahnhofsmauer hier, noch ein so leuchtend ernster Leser, wartend auf den letzten Bus in die Garnison oben auf dem Plateau von Villacoublay. Und so grüße ich alle Euch ernsten Leser zum 'Schreiben als Wiederentdeckung'.«
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Einen echten Lesegenuss für den Freund ernster Literatur bietet diese Sammlung verstreuter Notizen, Besprechungen, Kommentare und Essays, freut sich Tobias Schwartz. Einige Beiträge gilt es neu zu entdecken, manches ist bislang sogar unveröffentlicht gewesen, erklärt er weiter. Und: Kenntlich werden in diesen Überlegungen nicht zuletzt auch "Bruchstücke einer Poetik, explizit und negativo". Weshalb sich das Buch im übrigen auch bestens als Begleiter im Café oder für lange Zugstrecken eigne, frohlockt der Rezensent in literarisch-bohèmehafter Wallung. Insbesondere dankt er es der Veröffentlichung, dass hier nun auch Handkes fürs Radio entstandene Rezensionen aus den 60ern abgedruckt sind, die nicht nur nebenbei auch auf die Popkultur zu sprechen kommen - damals noch keine Selbstverständlichkeit -, sondern im Zuge auch die Tätigkeit des Kritisierens selbst zum Thema machen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Dieser Band ist ein Ereignis.« Lothar Müller Süddeutsche Zeitung 20151212







