Im Jahr 1955 stand Arno Schmidt ohne Verleger da, wurde wegen Gotteslästerung und Pornographie angezeigt und mußte sich von einem Saarburger Amtsrichter befragen lassen. Seinen eben geschriebenen Roman Das steinerne Herz wollte er eigentlich nicht mehr veröffentlichen. Die spärlichen Einnahmen erschrieb Schmidt sich mit Zeitungsartikeln, bis endlich die erste Rundfunksendung angenommen wurde. Nachdem Auswanderungs- und vielerlei Umzugspläne gescheitert waren, fanden sich Arno und Alice Schmidt am Ende des Jahres in Darmstadt wieder. Hier vertieften sich die Bekanntschaften mit dem Maler Eberhard Schlotter und mit Schriftstellerkollegen. Inspiriert von der ihm wenig sympathischen Atmosphäre der Darmstädter »Künstlerkolonie«, schrieb Arno Schmidt das Capriccio Tina oder über die Unsterblichkeit.Alice Schmidt erweist sich in diesem Tagebuch als treue Chronistin des schwierigen Schriftstelleralltags, aber auch als optimistische, stets ermunternde Gefährtin ihres Mannes, der an den zahlreichen Hürden, die sich ihm in den Weg stellten, schneller verzweifeln wollte als sie selbst.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Als interessant und weit über die Befriedigung eines philologischen Interesses zu Arno Schmidt hinausgehend bewertet Rezensent Henrik Feindt dieses Tagebuch aus dem Jahr 1955 von Schmidts Ehefrau Alice, inzwischen der zweite publizierte Band. Zwar beschreibe Alice Schmidt darin die Monate nach der ?legendären Strafanzeige? gegen ihren Mann wegen Gotteslästerung. Doch aus Sicht des Rezensenten handelt es sich nicht allein um ein bedeutendes Zeitzeugnis sondern darüber hinaus auch das ?Zeugnis der gesellschaftlich marginalisierten Existenz eines von schriftstellerischer Arbeit nur dürftig lebenden Ehepaars? und einer ?unverbrüchlichen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft?.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Arno Schmidt Stiftung hat sich nach dem Tagebuch Alice Schmidts von 1954 zu einem weiteren Band entschlossen. ... Alles, was den ersten Band so reizvoll gemacht hat, gilt für diesen erneut - die Mischung aus Unmittelbarkeit und auserzählter Situationskomik und -dramatik trägt auch diesmal Neues zum Verständnis des Schriftsteller-Alltags von Arno Schmidt bei.« Sven Hanuschek Frankfurter Rundschau







