Ich kann mir nicht helfen, aber wie kommt Jenny zu so vielen Preisen? Ihr Portrait in Wiki strotzt nur so von Auszeichnungen. Zugegeben, ich bin ein Dilettant, wenn es um Literatur geht. Und ich gebe gern zu, dass ich ihre Geschichten, die sie oder der Herausgeber im mit Tand betitelten Büchlein
vorgelegt hat, jeweils bis zum bitter-trivialen Ende gelesen habe. Aber was habe ich, außer der…mehrIch kann mir nicht helfen, aber wie kommt Jenny zu so vielen Preisen? Ihr Portrait in Wiki strotzt nur so von Auszeichnungen. Zugegeben, ich bin ein Dilettant, wenn es um Literatur geht. Und ich gebe gern zu, dass ich ihre Geschichten, die sie oder der Herausgeber im mit Tand betitelten Büchlein vorgelegt hat, jeweils bis zum bitter-trivialen Ende gelesen habe. Aber was habe ich, außer der Anleitung zur Teilnahmslosigkeit, mitgenommen? Zwei Geschichten, eine davon nennt sich Eisland. Dort wird der unbedeutende Zustand einer nach Island verschlagenen Polin mit zahlreichen höchst einfallsreichen Sätzen aufgewertet. Die andere, mir erhalten gebliebene: in Sibirien offenbart der Vater sein Beziehungsdrama in indirekter Rede. Die Darstellung finde ich ungewöhnlich, weil die Formulierungen geschickt verbergen, was sich gleichwohl erahnen lässt: wie schwer der Konflikt gewogen haben muß, als die zurückkehrende Mutter den wie sie glaubt, ihr zustehenden Platz zurück erobert. Das gleiche Verfahren, das der versteckten Anteilnahme, geht bei den anderen Geschichten gründlich daneben. Da wird es zu einer Anleitung zur Teilnahmslosigkeit. Gähnende Langeweile hat mich heimgesucht. Es sind vor allem die forcierten Bilder, die nicht passen, ganz besonders auffällig in Atropa bella-donna, die leblose Geschichte einer verschmähten Zuneigung. Schrecklich, wenn sinngemäß „das Blut so heiß aus meinem Körper läuft, die Schale ineinander verkracht ist, Augen, die sich wie zwei Segel zusammenfalten, innerlich etwas aus mir kippt, eine wüste Stelle im Inneren, ein Nichts, das jedoch großen Raum beansprucht.“ Dies und viel, viel mehr ist nichts anderes als aufgeblasener Quatsch. Schade, ich glaube, mehr Bescheidenheit ihrer Bilder, weniger Salto mortale würde Jenny Erpenbecks Talent viel besser entfalten.