Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Lorenz Jäger hatte das erkennbar große Vergnügen, die anregendste "Phantasie- und Literaturgeschichte der Globalisierung" zu rezensieren, die Peter Sloterdijk zur Eröffnung der Salzburger Festspiele erzählt hat. Sloterdijk greift Szenen aus Dramen Shakespeares auf, wie die des Ariel, der Prospero Tau von den Bermudas bringt, und Jäger findet, dass man knapper und treffender über den europäischen Aufbruch, die neuzeitliche Revolution des Raumes nicht sprechen könne. Vergleichbar in der "gedanklichen Konzentration und literarischen Eleganz" ist nach Jäger nur Carl Schmitts "Land und Meer", doch Sloterdijk sei gegenwärtiger und setze, bei aller Nähe zu seinen geophilosophischen Vorgängern, neue Akzente. Sloterdijk deutet mit historischem Abstand, nach der Zäsur des Millenniums, die Kriege des vergangenen Jahrhunderts als einen "einzigen Versuch, dem Sog des Atlantiks das alteuropäische Begehren entgegenzusetzen", schreibt Jäger und fragt mit dem Autor, inwieweit die Erkenntnis über das damit verbundene Unheil auch andere Völker - "Landmassenbewohner" wie Russen oder Chinesen - erreicht. Der Erkenntnis in Becketts "Endspiel", dass es keine Seefahrer mehr gebe, liege die gefährliche Ernüchterung zu Grunde, dass die Aufbruchsenergien verbraucht, die Welt erreichbar geworden und alle Romantik des Reisens "zum Traumschiff trivialisiert" sei, schreibt der Rezensent. Doch auch Jäger verspürt Hoffnung, wenn Sloterdijk das Neue findet. Dies sei die Fläche des Bildschirms, auf der "Welt-Sprach-Partikel herumstöbern", erklärt Jäger und schließt mit Sloterdijks Auffassung, die "letzte verbliebene Aufgabe der Kunst" sei es, die neuen Kombinationen dieser Partikel zu finden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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