Das "Sachbuch des Jahres 2024" - jetzt in der Neuausgabe als Paperback
Jenseits der Klischees vom abgehängten Osten und übermächtigen Westen untersucht Christina Morina - anhand bisher unerforschter Selbstzeugnisse wie Bürgerbriefe und Flugblätter - die Demokratievorstellungen ganz normaler Bürgerinnen und Bürger seit den 1980er Jahren. Sie zeigt, dass viele DDR-Bewohner sich zwar mit ihrem Land und dessen "volksdemokratischen" Idealen identifizierten, viel weniger aber mit dessen Staat und Institutionen. Diese Staatsferne gepaart mit einem ausgeprägten Bürgersinn, dessen Potentiale nach 1990 weitgehend ungenutzt blieben, wirkt bis heute nach. Im Zusammenspiel mit einem erstarkenden Nationalismus entstand so auch der Nährboden für den Aufstieg des Rechtspopulismus. So werden die Grenzen der westdeutschen Liberalisierung ebenso sichtbar wie die Vielfalt der ostdeutschen Demokratieideen. Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Geschichte und Gegenwart unserer Demokratie, der die eingefahrenen Ost-West- Debatten in ein völlig neues Licht rückt.
Jenseits der Klischees vom abgehängten Osten und übermächtigen Westen untersucht Christina Morina - anhand bisher unerforschter Selbstzeugnisse wie Bürgerbriefe und Flugblätter - die Demokratievorstellungen ganz normaler Bürgerinnen und Bürger seit den 1980er Jahren. Sie zeigt, dass viele DDR-Bewohner sich zwar mit ihrem Land und dessen "volksdemokratischen" Idealen identifizierten, viel weniger aber mit dessen Staat und Institutionen. Diese Staatsferne gepaart mit einem ausgeprägten Bürgersinn, dessen Potentiale nach 1990 weitgehend ungenutzt blieben, wirkt bis heute nach. Im Zusammenspiel mit einem erstarkenden Nationalismus entstand so auch der Nährboden für den Aufstieg des Rechtspopulismus. So werden die Grenzen der westdeutschen Liberalisierung ebenso sichtbar wie die Vielfalt der ostdeutschen Demokratieideen. Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Geschichte und Gegenwart unserer Demokratie, der die eingefahrenen Ost-West- Debatten in ein völlig neues Licht rückt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Stefan Locke hat Christina Morinas "Tausend Aufbrüche" mit Gewinn gelesen. Obwohl bereits das dritte DDR-Erklärungsbuch innerhalb eines Jahres, ist Morinas Untersuchung keinesfalls redundant oder überflüssig, betont Locke. Ganz im Gegenteil: Zwar sei es nicht ganz so eingängig geschrieben wie etwa Dirk Oschmanns "Der Osten - eine westdeutsche Erfindung", dafür widmet es sich der Geschichte von Ost und West aus einem ganz neuen Blickwinkel - und dies auf äußerst versierte und ausführliche Weise, lobt der Kritiker. Statt sich auf die DDR als Problemkind zu konzentrieren, nimmt Morina die gesamtdeutsche Geschichte in den Blick und untersucht, wie unterschiedlich sich die Demokratie und das Demokratieverständnis während der Teilung in Ost und West entwickelt haben, lesen wir. Dass Programm und Propaganda der AfD anfangs vor allem im Osten verfingen, erklärt Morina laut Rezensent beispielsweise auch als Folge des besonderen Demokratieverständnisses Ostdeutscher sowie der Tatsache, dass die vielfältigen "ost-demokratischen Ideen" nach der Wende keinen Eingang gefunden hätten in die gesamtdeutsche Verfassung. Die AfD, so ein Fazit, ist also kein ostdeutsches Problem, sondern ein gesamtdeutsches Produkt, fasst der Rezensent eine Erkenntnis aus Christina Morinas (er-)kenntnisreichem Buch zusammen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Christina Morina nutzt bisher wenig beachtete Quellen, um zu zeigen, wie unterschiedlich sich das Demokratieverständnis in Ost- und Westdeutschland seit den 1980er Jahren entwickelt hat.« Aus der Begründung der Jury des Deutschen Sachbuchpreises 2024







