Jesper Humlin hat es nicht leicht. Er ist ein gefeierter Lyriker, doch sein Verleger besteht darauf, daß er endlich einen Kriminalroman schreibt. Seine Freundin will ein Kind von ihm, der Kurs seiner Wertpapiere ist gefallen, und seine über achtzigjährige Mutter hat eine Agentur für Telefonsex eröffnet. Dann lernt er bei einer Lesung im Boxclub eines alten Freundes Tea-Bag und ihre Freundinnen kennen. Tea-Bag ist ein schwarzes Flüchtlingsmädchen aus dem Sudan. Sie und ihre Freundinnen wollen Schriftstellerinnen werden und bei Jesper Humlin in die Lehre gehen. Nach und nach erfährt er ihre Geschichten: von Tea-Bag und dem unsichtbaren Affen, von Tanja, der Russin, die massenhaft Handys klaut und mit dem Dietrich hantiert wie andere Frauen mit dem Lippenstift, und von Leyla, die einen jungen Schweden liebt und vor dem Zorn ihrer iranischen Sippe flieht. Als Jesper Humlin versucht, die Mädchen vor der Polizei in Sicherheit zu bringen, beschwört er ungeahnte Verwicklungen herauf ...
Eine fast schon skurrile Tragikomödie
Der neue Mankell ist kein Krimi! Aber die Mankell-Fans, die auch gerne mal ein anderes Buch in die Hand nehmen, werden nicht enttäuscht sein. Sie dürfen ihren Lieblingsautor von einer ganz neuen Seite kennenlernen: von seiner witzigen. Weil aber auch seine ernste, kritische Sicht nicht fehlt, ist aus seinem neuen Roman eine fast schon skurrile Tragikomödie geworden. Mit satirischem Humor nimmt Henning Mankell den Literaturbetrieb auf die Schippe - man erkennt den Insider - , während er gleichzeitig engagiert und bewegend vom Untergrundleben illegaler Einwanderer erzählt. Zwei Welten wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.
Die Niederungen der Literatur
Zwischen die gerät Jesper Humlin, seines Zeichens Poet. Jesper Humlin, ein eitler Pfau und Hypochonder, der einige vielbeachtete Gedichtbändchen veröffentlicht hat, schwebt in den höheren Sphären der Literatur. Die soll er nach dem Willen seines verschrobenen Verlegers Olof Lundin nun verlassen und einen Kriminalroman schreiben. Nicht Kunst, sondern Auflage ist gefragt! Während Jesper Humlin sich noch ziert, läuft die Vermarktung seines Dichter-Krimis bereits auf Hochtouren. Schlimmer noch: Alle um ihn herum wollen plötzlich Bücher schreiben - meistens Krimis. Sein Börsenmakler, der ihn arm gemacht hat, ebenso wie seine 87-jährige Mutter, die Telefonsex anbietet, und zu guter Letzt auch noch seine Freundin Andrea. Nicht auszudenken, wenn einer von denen mehr Erfolg hätte als er!
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Dann lernt Jesper Humlin auf einer Lesereise die junge Afrikanerin Tea-Bag, die Russin Tanja und Leyla aus dem Iran kennen. Plötzlich findet sich der Literat in der Welt der "modernen Höhlenmenschen", Menschen, die illegal in seiner Heimat Schweden leben. Jesper Humlin spürt, dass die drei Mädchen Geschichten bergen, die noch nie geschrieben wurden. Langsam lässt er sich auf Tea-Bag, Tanja, Leyla und ihr Leben im Versteck ein und sie erzählen ihm nach und nach ihre erschütternden Schicksale. Für den Leser wird der Spagat zwischen Spaß und bitterem Ernst manchmal zu einer regelrechten Achterbahnfahrt. Da hat man gerade erst über einen Börsenmakler gelacht, der auch noch die dramatischsten Kursverluste schönredet und dann liest man so einen Satz: "Denn so hoch wird der Berg aus zusammengepressten Leichen auf dem Boden des Meeres einmal sein, ...dass der Gipfel sich wie ein neues Land aus dem Meer erheben wird und das Fundament aus Schädeln und Rippen wird die Brücke zwischen den Kontinenten schlagen..."
(Rosina Wälischmiller)
Der neue Mankell ist kein Krimi! Aber die Mankell-Fans, die auch gerne mal ein anderes Buch in die Hand nehmen, werden nicht enttäuscht sein. Sie dürfen ihren Lieblingsautor von einer ganz neuen Seite kennenlernen: von seiner witzigen. Weil aber auch seine ernste, kritische Sicht nicht fehlt, ist aus seinem neuen Roman eine fast schon skurrile Tragikomödie geworden. Mit satirischem Humor nimmt Henning Mankell den Literaturbetrieb auf die Schippe - man erkennt den Insider - , während er gleichzeitig engagiert und bewegend vom Untergrundleben illegaler Einwanderer erzählt. Zwei Welten wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.
Die Niederungen der Literatur
Zwischen die gerät Jesper Humlin, seines Zeichens Poet. Jesper Humlin, ein eitler Pfau und Hypochonder, der einige vielbeachtete Gedichtbändchen veröffentlicht hat, schwebt in den höheren Sphären der Literatur. Die soll er nach dem Willen seines verschrobenen Verlegers Olof Lundin nun verlassen und einen Kriminalroman schreiben. Nicht Kunst, sondern Auflage ist gefragt! Während Jesper Humlin sich noch ziert, läuft die Vermarktung seines Dichter-Krimis bereits auf Hochtouren. Schlimmer noch: Alle um ihn herum wollen plötzlich Bücher schreiben - meistens Krimis. Sein Börsenmakler, der ihn arm gemacht hat, ebenso wie seine 87-jährige Mutter, die Telefonsex anbietet, und zu guter Letzt auch noch seine Freundin Andrea. Nicht auszudenken, wenn einer von denen mehr Erfolg hätte als er!
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Dann lernt Jesper Humlin auf einer Lesereise die junge Afrikanerin Tea-Bag, die Russin Tanja und Leyla aus dem Iran kennen. Plötzlich findet sich der Literat in der Welt der "modernen Höhlenmenschen", Menschen, die illegal in seiner Heimat Schweden leben. Jesper Humlin spürt, dass die drei Mädchen Geschichten bergen, die noch nie geschrieben wurden. Langsam lässt er sich auf Tea-Bag, Tanja, Leyla und ihr Leben im Versteck ein und sie erzählen ihm nach und nach ihre erschütternden Schicksale. Für den Leser wird der Spagat zwischen Spaß und bitterem Ernst manchmal zu einer regelrechten Achterbahnfahrt. Da hat man gerade erst über einen Börsenmakler gelacht, der auch noch die dramatischsten Kursverluste schönredet und dann liest man so einen Satz: "Denn so hoch wird der Berg aus zusammengepressten Leichen auf dem Boden des Meeres einmal sein, ...dass der Gipfel sich wie ein neues Land aus dem Meer erheben wird und das Fundament aus Schädeln und Rippen wird die Brücke zwischen den Kontinenten schlagen..."
(Rosina Wälischmiller)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Noch nie ist Mankell ein Buch derart missraten, konstatiert Rezensent Heinrich Detering. Fast alles an diesem Buch, das mit dem Verzicht auf eine Gattungsbezeichnung die Schwebe zwischen Dokumentation und Fiktion hält, findet Detering falsch, "bloß seine Absicht nicht". Die Grundlage des Buchs bildet das gleiche humanitäre Engagement, das Mankell auch mit seiner Theaterarbeit in Zimbabwe und zwei Afrika-Romanen bewiesen hat, die Detering "ungleich gelungener" fand. Im vorliegenden Buch stößt sich der Rezensent jedoch immer wieder an Klischees, die, wie er findet, "direkt aus dem Vorrat des Kolonialromans" stammen. Anhand der Schicksale von Flüchtlingsmädchen aus Afrika, Russland und dem Mittleren Osten, die ein fiktiver Schriftsteller aufgezeichnet hat, erzähle das Buch von entsetzlichem Elend, von Erniedrigungen und Entwürdigungen. Es solle aufrütteln durch Einfühlung, "doch von der ersten Seite sind es die falschen Metaphern, die jedes Bemühen um Authentizität durchkreuzen". Hätte Mankell nicht "diese Hybridform aus Roman und Reportage" gewählt, vielleicht wäre es anders gekommen. Denn Mankells "Protagonist und fiktiver Erzähler" ist, wie wir lesen "der von erotischen und literarischen Krisen, von seiner Eitelkeit und seinem Verleger gebeutelte" Jesper Humlin, und in der " mit den Flüchtlingserzählungen nur sehr lose verknüpften Satire auf den Literaturbetrieb" sieht Detering denn auch einen überraschen prägnant und witzig geratenen Lichtblick dieses an Tiefpunkten reichen Romans.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich nicht jeden Tag einmal richtig lachte. "Tea-Bag" bietet mir Raum für den satirischen Humor, den ich in mir trage." Henning Mankell "Überzeugte Mankell-Fans bekommen hier alles geboten, was ihr Herz begehrt, im Verbund mit einer neuen, überraschenden Zutat: trockenem, skurrilem Humor." Andrea Bollinger, Der Bund, 13.02.03 "Wieder einmal zeigt Mankell, dass er auch ohne Verbrecher und Kommissar Wallander zu fesseln vermag. Ein mit Ironie verfeinerter und zugleich bewegender gesellschaftskritischer Roman." Gala, 20.02.03








