Die Nähe der traditionellen christlichen Judenfeindschaft sowohl zum modernen Antisemitismus als auch zum Hass auf Israel wird in der deutschen Antisemitismusdebatte weitgehend verschleiert. In seinem neuen Buch ruft Tilman Tarach vergessene Ereignisse in Erinnerung und präsentiert bisher unbeachtete historische Zeugnisse, die Wesen und Wirkmächtigkeit des christlich motivierten Judenhasses eindrücklich aufzeigen. Er weist nach, dass zentrale Elemente des Antisemitismus und des Antizionismus ein Echo alter, bereits im Neuen Testament angelegter christlicher Vorstellungen von den Juden sind. Christliche Gründungsmythen legten den Grundstein für die Vorstellung von den Juden als heimtückischen, mächtigen Strippenziehern und für die Halluzination einer 'jüdischen Gefahr', die das eigene Kollektiv bedroht. Nur vor diesem Hintergrund konnte der Vernichtungsantisemitismus der Nationalsozialisten entstehen. Auch heute prägen diese Mythen als unbewusste Muster maßgeblich die Gefühlswelt von Antisemiten und Antizionisten. Im Buch wird auch die Genese des Antisemitismus von Akteuren wie der Hamas dargestellt. Der Koran und die islamische Überlieferung zeigen, dass der Islam das negative Judenbild vom Christentum geerbt hat. Der islamisch geprägte Judenhass hat indessen aus historischen Gründen eine eigene Dynamik entwickelt.
Perlentaucher-Notiz zur 9punkt-Rezension
Der Historiker Jörn Leonhard beschäftigt sich in seinem letzten Buch mit der Frage, wie Kriege enden. Mit Blick auch auf die Kriege in der Ukraine und Gaza sagt er Interview mit Jan Pfaff von der taz: "Wann ist ein Krieg wirklich reif für den Frieden? Für diesen Moment müssten alle am Konflikt beteiligten Akteure von einer politischen Lösung mehr erwarten als von der Fortsetzung der Kämpfe..."
© Perlentaucher Medien GmbH
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