Klarsicht
Cover & Klappentext
Rein optisch entspricht das Cover nicht meinem Geschmack, aber hier geht es weniger darum. Das Cover gibt schon indirekt preis, dass diese Geschichte keine seichte Kost wird. Es ist roh und pur. Bei dem Autor sollte man aber auch nicht davon ausgehen, dass er auf
eine nette Lektüre setzt.
Das zeigt sich auch im Klappentext.
Nachdem ich „Hell Followed with us…mehrKlarsicht
Cover & Klappentext
Rein optisch entspricht das Cover nicht meinem Geschmack, aber hier geht es weniger darum. Das Cover gibt schon indirekt preis, dass diese Geschichte keine seichte Kost wird. Es ist roh und pur. Bei dem Autor sollte man aber auch nicht davon ausgehen, dass er auf eine nette Lektüre setzt.
Das zeigt sich auch im Klappentext.
Nachdem ich „Hell Followed with us – Das Monster in uns“ gelesen hatte, was mir auf eine sehr unangenehme Art die Augen geöffnet hat, konnte ich hier nicht widerstehen.
Meinung
Jedem sollte klar sein, dass dieses Buch den Leser im Grunde einmal auf links dreht. Man wird aufs Brutalste aufgerissen und dann wieder zugenäht. Daher empfehle ich, die Einleitung des Autors zu lesen, denn man wird danach nicht mehr der- beziehungsweise dieselbe sein.
London, 1883. Der sechzehnjährige Silas Bell ist trans und würde sich lieber seine violetten Augen ausreißen, als eine gehorsame Speaker-Ehefrau zu werden. Doch es spielt keine Rolle, dass er ein Junge ist und nicht das Mädchen, das die Welt unbedingt in ihm sehen will. Nach einem gescheiterten Versuch, einer arrangierten Ehe zu entkommen, wird bei Silas die Schleierkrankheit diagnostiziert – eine mysteriöse Krankheit, die violettäugige Frauen in den Wahnsinn treibt – und er wird in das Braxton-Sanatorium verfrachtet. In dem Versuch, sich gegen die sogenannte Heilung zu wehren, stellt er rasch fest, dass dort unnatürlich viele Geister ansässig sind, die ihn anflehen, so schnell wie möglich zu fliehen. Doch es entspricht ihm nicht, alles woran er glaubt, im Stich zu lassen, während die Schule alles daransetzt, ihn zu brechen.
Aus der Sicht von Silas wird man durch das Geschehen geführt. Es ist nicht unbedingt leicht, in die Story zu finden, weil der Autor seinen eigenen Stil hat. Darauf muss man sich einlassen. Deshalb ist es mir erst nach der Hälfte gelungen, mich so richtig mit Silas zu verbinden.
Für diese Geschichte muss man offen sein. Es ist weit entfernt von dem, was man unter Umständen sonst kennt.
Gleichzeitig hat diese Art, die Handlung zu vermitteln, auch etwas an sich. Mich hat es fasziniert, was mich zum einen dranbleiben ließ. Der andere Grund war die ungeschönte, harte Wahrheit, die einem hier präsentiert wird. Dabei sei hier angemerkt, dass die hier beschriebenen Methoden, in dem Fall die sogenannte Schleierkrankheit zu behandeln, nicht das Einzige war, was Frauen damals angetan wurde.
Für seine unverblümte Sprache und Darstellung feiere ich den Autor. Das kann nicht jeder.
Genauso wenig wie dieses Buch für jeden ist. Wer zu zartbesaitet ist, der sollte sich an dieses Werk vielleicht besser nicht wagen.
Ich persönlich wurde, je länger Silas in Braxton verbleiben musste, immer mehr in die Story gesogen, sodass ich mitfieberte und vor Spannung das Buch kaum weglegen konnte. Doch so brutal alles erscheint, es gibt auch positive Gefühle, die den perfekten Ausgleich darstellen. Bei Daphne, die übrigens wie auch Silas sehr überzeugend dargestellt wurde, kann er sich gelegentlich fallen lassen und einfach nur er selbst sein. Dieses Spiel zwischen Licht und Dunkel, Hoffnung und Verzweiflung, wurde toll eingebettet.
Während sich die Handlung zuspitzt, zeigt Silas, was in ihm steckt. Sein Wille, nicht aufzugeben, auch wenn er strauchelt, hat mich beeindruckt.
Fazit
Zu behaupten, das Buch hätte mich unterhalten, trifft es nicht. Es gleicht eher einer psychischen Total-OP, nur um danach notdürftig zusammengeflickt zu werden. Wer „Hell Followed with us – Das Monster in uns“ bereits kennt, ist entsprechend vorgewarnt. Alle anderen sollten offen für Seltsames und Ungestelltes sein. Wer sich traut, wird nicht enttäuscht, denn dieses Buch ist eindringlich, schräg, düster, aufrüttelnd und vereinnahmend.
Ich vergebe vier von fünf Sternen.