Vom Kind sein und sich in den Moment vertiefen
In dem von Julia Dürr illustrierten Buch „Tomke gräbt“, im Mixtvision Verlag erschienen, erzählt die Autorin Lena Hach von der Vertiefung ins Tun. Das, was viele Erwachsene längst verlernt haben, ist in dem Bilderbuch Thema. Ein Kind gräbt mit seiner
Schaufel schlicht ein Loch im Garten. Hier trifft es glücklicherweise auf Erwachsene, die nicht…mehrVom Kind sein und sich in den Moment vertiefen
In dem von Julia Dürr illustrierten Buch „Tomke gräbt“, im Mixtvision Verlag erschienen, erzählt die Autorin Lena Hach von der Vertiefung ins Tun. Das, was viele Erwachsene längst verlernt haben, ist in dem Bilderbuch Thema. Ein Kind gräbt mit seiner Schaufel schlicht ein Loch im Garten. Hier trifft es glücklicherweise auf Erwachsene, die nicht sofort dieses Graben verbieten, aber die Menschen in seiner Umgebung stellen Vermutungen darüber an, was das zu bedeuten hat. Es muss doch alles einen Sinn und Zweck haben! Dazu gibt es allerdings keine Antworten. Denn „wer gräbt, kann nicht antworten“, ist im Buch zu lesen.
Das Buch überzeugt mit der einfachen Botschaft des Im-Hier-und-Jetzt-Seins. In Zeiten einer permanenten Reizüberflutung und des Verlangens nach immerzu gesteigerter Aufmerksamkeit gibt das Buch den jungen Leserinnen und Lesern ein Gefühl der Geborgenheit, in der man einfach die Zeit vergessen und nach Herzenslust buddeln kann. Einfach so, ohne Vorhaben oder Ziel. Alle anderen haben immer etwas zu tun, das einen Zweck verfolgt, und wuseln geschäftig um das Kind herum.
Nur das Kind ist ins Tun vertieft, niemand kann es aus der Konzentration auf den Augenblick des Grabens reißen. Es gräbt sich durchs Erdreich und begegnet Maulwürfen und Regenwürmern. Das gipfelt in fantastisch anmutende Gänge durch ein gewaltiges Erdlabyrinth. Die Geschichte ist also auch etwas für die Fantasiebegabten, die sich nicht nur in der Nacht ans Träumen wagen. Statt also im Garten zu arbeiten, könnte man zur Abwechslung sich auch mal hinsetzen und träumen, sich sonnen, den Schmetterlingen im Flieder zusehen, die Katze streicheln, wenn sie vorbeischaut, ein Glas Wein trinken im letzten Abendlicht, sich über den Zaun hinweg unterhalten, den Moment genießen.
Das grabende, selbstvergessene Kind ist ein gelungenes Sinnbild für das Erleben im Augenblick. Dafür hat Dürr eine sehr besondere Bildsprache gefunden. Tomke sitzt mit Kappe auf dem Kopf im Mittelpunkt. Die vielen verschiedenen Blau- und Grüntöne des Gartens lassen die Schaufeln in den Farben Gelb und Orange leuchten. Alles ist in einfachen Strichen und Flächen gemalt. Ein wunderbar ansprechender Illustrationsstil!
Fazit: Das Buch ist nicht nur für kleine Leute zu empfehlen. Als Erwachsener kann es einen daran erinnern, wie es war, Kind zu sein.