Heute sind es Computer und Handys, die miteinander vernetzt sind und den Informationszugriff immer und überall ermöglichen. Schon bald aber lassen sich kleinste, billige und über Funk miteinander kommunizierende Prozessoren und Sensoren in fast beliebige Dinge einbauen. "Smarte" Alltagsgegenstände können dann ihre Umgebung erfassen, haben Zugriff auf beliebige Ressourcen im Internet und wissen, wo sie sind und wer in der Nähe ist. Wie aber leben wir in einer solchen total informatisierten und vernetzten Welt? In diesem Buch kommen Wissenschaftler zu Wort, die auf dem Gebiet des ubiquitous computing arbeiten. Sie erläutern das Potential der allumfassenden Informatisierung und diskutieren mögliche Anwendungen und Auswirkungen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.2003, Nr. 160 / Seite 35 Neue Sachbücher DIE KOMMUNIZIERENDEN MÖHREN Wenn Barbie-Puppen ihre Kleidchen selber ordern: Ein Sammelband beschreibt die Verschmelzung des Computers mit der Alltagswelt In der Zukunft hatte es Arnold Schwarzenegger richtig gut. 1984 durfte er im Science-fiction-Film "Der Terminator" als Modell T 800 zwei coole Maschinenaugen tragen, die ihm die Welt interpretierend direkt ins Cyborg-Hirn brannten. Wann immer der grimmige Muskelprotz einem androiden Widersacher entgegentrat, wurden dessen Lebensdaten in flammend roter Schrift auf der Netzhaut eingespielt. Wenn alles glatt läuft, werden wir es bald ebenso gut haben wie Arnold Schwarzenegger: mit dem kleinen Unterschied, daß uns zur Deutung der Wirklichkeit kein Maschinenaugenpaar zur Verfügung steht, sondern eine Brille aus lichtemittierendem Plastik. Wir werden in unsere Vorgärten schauen und die Leuchtstoff-Brille wird uns in einem Pop-up-Fenster sagen, daß die Hortensien dringend Wasser brauchen. Wir werden nach unseren Babys spähen und die Brille wird uns verraten, daß es schon wieder Zeit zum Windelwechseln ist. Wir werden auf unsere Frauen blicken und die Brille wird uns warnen, den Hochzeitstag nicht zu vergessen. Wenn wir eine besonders kluge Brille haben, dann bestellt sie gleich einen günstigen Blumenstrauß im World Wide Web. "Ubiquitous Computing" heißt das Zauberwort, das eine mikrochipbasierte Totalvernetzung des Alltags verheißt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wer sich für die ethischen Implikationen des sogenannten "Ubiquitous Computing" interessiere, sei mit diesem "klugen und überaus informativen Buch" ebenso gut beraten, lobt Thomas Köster, wie auch alle, die sich über die juristischen Probleme einer möglichen künftigen mikrochipbasierten Totalvernetzung von Alltagsgeräten etwa oder über die betriebswirtschaftlichen Aspekte des Themas informieren möchten. Informatiker, Kulturwissenschaftler und Philosophen, so erfahren wir vom Rezensenten, gehen in diesem Sammelband außerdem der Frage nach, ob und inwieweit "intelligente", vernetzte Hausgeräte, Rasenmäher, Fahrzeugtechnologie und Brillen mit Displays "zu mehr Selbstbestimmung führen" können und diskutieren weitere "Vor- und Nachteile der teils erschreckenden Zukunftsvisionen", die beispielsweise an die Einführung von Kühlschränken geknüpft werden, die selbstständig entscheiden und ordern können, was wir dann in ihnen vorfinden sollen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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