In einem Zeitraum von über 30 Jahren entdeckte Percy Trezise im Nordosten Australiens Tausende von Stätten mit Felsmalereien, Zeugnissen der australischen Aborigines, deren Kultur zu den ältesten zivilisatorischen Leistungen der Menschheit zählt. In seinem Buch stellt er die Kunstwerke vor: Darstellungen von Tieren und Pflanzen, aber auch von rätselhaften Ahnwesen und dämonischen Gestalten.
"Traumstraße. Eine Entdeckungsreise zu den Felsmalereien der australischen Ureinwohner" von Percy Trezise. Erschienen in der Reihe "thorbecke Speläothek". Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1998. 192 Seiten, 61 farbige Abbildungen, drei Karten. Gebunden, 49,80 Mark. ISBN 3-7995-9026-9.
In Frankreich, Spanien und Portugal gibt es keine Urbevölkerung mehr, die das Wissen ihrer Ahnen bewahrt hat und Auskunft darüber geben könnte, was die Felskunst in Lascaux, Altamira oder Vila Nova de Foz Côa bedeutet. In Australien hingegen sind die Mythen der Vorfahren noch lebendig: ein Glücksfall für die Forschung - und für Percy Trezise. Der Pilot des Royal Flying Doctor Service entdeckte in mehr als dreißig Jahren passionierter (Freizeit-)Arbeit Tausende der bis dahin für Weiße und viele Ureinwohner nahezu unbekannten Felsgravierungen und -malereien auf der Kap-York-Halbinsel im Nordosten des australischen Kontinents und ließ sie sich von Aborigines erläutern. Ein Bild etwa zeigt Menschen in jenem Moment der "Traumzeit", da er sich in einen Schnabeligel verwandelt, das Ahnwesen eines gleichnamigen Klans. Andere dienen der Liebesmagie oder einer erfolgreichen Jagd. Geometrische Gravierungen entziehen sich genauer Interpretation, aber die wissenschaftlich untersuchte Silikatschicht, die sie bis heute konserviert, deutet darauf hin, daß sie vor 60 000 bis 40 000 Jahren entstanden. Damit hat Trezise zwar seinen Beitrag dazu geleistet, den Aborigines die ihnen lange abgesprochene Historizität zurückzugeben und sie als kunstschaffendes Volk zu würdigen. Weil er aber seine Publikation wie ein Tagebuch anlegte, in dem er neben Mythen und wunderbaren Naturbeobachtungen Alltagsbegebenheiten notiert und minutiös jeden Fund beschreibt - oft ohne ihn in einen größeren Zusammenhang zu stellen -, ist die Lektüre streckenweise zäh wie Felskänguruhfleisch. (rea.)
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