Der junge Herman Melville heuerte Anfang 1841 in Nantucket, dem geschäftigsten Walfanghafen der Welt, auf dem Walfänger „Acushnet“ an. Die Bedingungen an Bord waren so katastrophal, dass Melville, als das Schiff eine Inselgruppe des Marquesas-Archipels in der Südsee erreichte, die Gelegenheit nutzte
und mit einem Kameraden namens Richard Tobias (Toby) Greene von Bord desertierte. Sie verschwanden…mehrDer junge Herman Melville heuerte Anfang 1841 in Nantucket, dem geschäftigsten Walfanghafen der Welt, auf dem Walfänger „Acushnet“ an. Die Bedingungen an Bord waren so katastrophal, dass Melville, als das Schiff eine Inselgruppe des Marquesas-Archipels in der Südsee erreichte, die Gelegenheit nutzte und mit einem Kameraden namens Richard Tobias (Toby) Greene von Bord desertierte. Sie verschwanden im Urwald, wo sie von den Eingeborenen, die Kannibalen waren, aufgegriffen wurden.
Während sein Begleiter fliehen konnte, lebte Melville mehrere Wochen bei den Typees und konnte so viel über ihr Leben in Erfahrung bringen. Schließlich gelang es ihm, mit dem australischen Walfänger „Lucy Ann“ die Insel zu verlassen. Als es jedoch zu einer Meuterei auf dem Schiff kam, wurden die Rädelsführer – unter ihnen Melville – auf Tahiti ausgesetzt und wegen Arbeitsverweigerung gefangengesetzt. Nach der Flucht aus dem Gefängnis ging seine abenteuerliche Reise weiter auf dem Walfänger „Charles and Henry“, ehe er dann an Bord der Fregatte „United States“ der amerikanischen Kriegsmarine nach einem Zwischenaufenthalt in Peru 1844 wieder nach Boston zurückkehrte.
In diesen Jahren hatte Melville genügend Rohstoff für seine ersten Romane gesammelt, die bald in rascher Folge entstanden. In seinem Erstlingswerk „Typee“ (1846) verarbeitete Melville seinen Aufenthalt auf dem Südsee-Eiland Nukuhiwa in den Marquesas bei dem polynesischen Stamm der Typees; eindrucksvoll schilderte er die Naturschönheiten der grünen Insel und das Gemeinschaftsleben der Eingeborenen. Dabei ist „Typee“ kein ausgesprochener Reisebericht sondern ein Roman, der auf den Erlebnissen des Autors basiert. Die erste deutsche Übersetzung stammte übrigens von Friedrich Gerstäcker (1847). Nun liegt in der schön gestalteten Reihe „mare Klassiker“ eine neue moderne Übersetzung von Alexander Pechmann vor, der in seinem Nachwort auch einige Informationen zu Melvilles Schaffen vermittelt.