Diedrich Diederichsen über Pop-Musik: das Opus magnum
Ganze Generationskohorten von Pop-Fans hat er angeregt und aufgestört: Diedrich Diederichsen. Nun erscheint mit "Über Pop-Musik" das Ergebnis seines lebenslangen Nachdenkens über Pop.
"Über Pop-Musik" ist ein kluges, ein kontroverses Buch, dessen Thesen ganze Gebäude eilig zusammengezimmerter Übereinkünfte zum Einsturz bringen werden. Pop-Musik, sagt Diederichsen, ist gar keine Musik. Musik ist bloß der Hintergrund für die viel tiefer liegenden, viel weiter ausstrahlenden Signale des Pop. Pop ist ein Hybrid aus Vorstellungen, Wünschen, Versprechungen. Er ist ein Feld für Posen und Pakte, für Totems und Tabubrüche. Der Autor bezieht seine Argumente aus Semiotik und Soziologie ebenso wie aus der Geschichte und Gegenwart der Pop-Kultur und aus den angrenzenden Gebieten Jazz, Kino, Oper. Es dürfte das erste Buch sein, das der ganzen Vielgestaltigkeit des Phänomens Rechnung trägt, und das einzige, in dem gleichzeitig Theodor W. Adorno und Congo Ashanti Roy auftreten. Und es ist ein sehr persönliches Buch. Diederichsen greift immer wieder auf die eigenen Erfahrungen zurück, sein Initiationserlebnis war ausgerechnet ein Konzert des bleichen Bluesrockers Johnny Winter. Was er über dessen Auftritt schreibt, gilt für viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen sind: Pop hat "eingelöst, was wir alle immer schon geahnt hatten, aber als Kinder nie ganz genau wussten: dass es etwas gibt. Nicht, wovon Winter heulte, war wichtig, sondern dass in komischen Geräuschen ein Weg zur Welt war."
Ganze Generationskohorten von Pop-Fans hat er angeregt und aufgestört: Diedrich Diederichsen. Nun erscheint mit "Über Pop-Musik" das Ergebnis seines lebenslangen Nachdenkens über Pop.
"Über Pop-Musik" ist ein kluges, ein kontroverses Buch, dessen Thesen ganze Gebäude eilig zusammengezimmerter Übereinkünfte zum Einsturz bringen werden. Pop-Musik, sagt Diederichsen, ist gar keine Musik. Musik ist bloß der Hintergrund für die viel tiefer liegenden, viel weiter ausstrahlenden Signale des Pop. Pop ist ein Hybrid aus Vorstellungen, Wünschen, Versprechungen. Er ist ein Feld für Posen und Pakte, für Totems und Tabubrüche. Der Autor bezieht seine Argumente aus Semiotik und Soziologie ebenso wie aus der Geschichte und Gegenwart der Pop-Kultur und aus den angrenzenden Gebieten Jazz, Kino, Oper. Es dürfte das erste Buch sein, das der ganzen Vielgestaltigkeit des Phänomens Rechnung trägt, und das einzige, in dem gleichzeitig Theodor W. Adorno und Congo Ashanti Roy auftreten. Und es ist ein sehr persönliches Buch. Diederichsen greift immer wieder auf die eigenen Erfahrungen zurück, sein Initiationserlebnis war ausgerechnet ein Konzert des bleichen Bluesrockers Johnny Winter. Was er über dessen Auftritt schreibt, gilt für viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen sind: Pop hat "eingelöst, was wir alle immer schon geahnt hatten, aber als Kinder nie ganz genau wussten: dass es etwas gibt. Nicht, wovon Winter heulte, war wichtig, sondern dass in komischen Geräuschen ein Weg zur Welt war."
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Hingerissen zeigt sich Julian Weber von Diedrich Diederichsens Buch "Über Pop-Musik". Das Buch widerlegt für ihn auch den Vorwurf der theoretischen Abgehobenheit des Autors. Im Gegenteil, es kommt für ihn unterhaltsam und assoziativ daher, wechselnd zwischen Theorie und Beschreibung, "Powerchords und Style-Wars". Diederichsens Überlegungen, Pop nicht nur auf musikimmanente Elemente oder ihren sozialen Gebrauch zu begrenzen, sondern auch das einzigartige Besondere, das der Rezipient daraus macht, einzubeziehen, kann Weber gut nachvollziehen. Er attestiert dem Autor in diesem Zusammenhang, die Pop-Ästhetik um ihre Rezeptionsgeschichte zu erweitern. Auch die Auseinandersetzung mit Adorno und dessen Apologeten findet er überzeugend. Das Fazit des Rezensenten: ein "Grundlagenwerk".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Musikbuch des Jahres.« Der Tagesspiegel 20141206







