Sam Raymond, 53, tut das, was viele Frauen in ihrem Alter sich wünschen: Sie ändert ihr Leben. Als sie sich in ein heruntergekommenes Haus im Problemviertel von Syracuse verliebt, kauft sie es kurzerhand. Und bemerkt erst zwei Atemzüge später, dass sie somit wohl ihre Familie verlassen wird. Fortan werden ihre Nächte von Selbstzweifeln und Polizeisirenen zerschnitten. Ihre Tochter antwortet nicht mehr auf ihre Nachrichten. Und in den Augen ihrer Mutter ist Sam ohnehin auf dem Ego-Trip. Als Sam in ihrer neuen Nachbarschaft schließlich Zeugin eines Gewaltverbrechens wird, scheint ihr Traum von einem selbstbestimmten Leben jäh vorbei. Schonungslos aufrichtig erzählt Dana Spiotta vom Älterwerden, von Liebe, Zerrissenheit und dem Mut, den wir aufbringen müssen, um miteinander in echte Verbindung zu treten.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sonja Hartl freut sich, dass zunehmend Protagonistinnen über fünfzig Einzug in die Literatur halten: So auch Sam in Dana Spiottas Roman "Unberechenbar", der in Syracuse im Bundesstaat New York des Jahres 2017 angesiedelt ist. Persönliche Sorgen und Symptome um die Wechseljahre mischen sich mit politischen und sozialen Problemen, weiß die Rezensentin, so geht es viel um das Oszillieren Sams zwischen ihren Privilegien als weiße Frau und der zunehmenden Unsichtbarkeit, die mit dem Altern einhergeht. Hartl gefällt, dass die Überlegungen der Protagonistin zeitweise durch Schilderungen von deren Tochter Ally unterbrochen werden, die auch Unterschiede zwischen den Generationen deutlich machen. Auf die groß angelegten Passagen zur Geschichte von Syracuse hätte die Kritikerin verzichten können, andere Themen sind ihr zu oberflächlich, aber dennoch schafft die eigensinnige Sam einen Reiz, dem sie sich nur schwer entziehen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wenn nicht der Mann, sondern die Frau eine Midlife-Crisis hat und die Familie verlässt, wird sie entweder als Egoistin verschrien oder als Rebellin gefeiert. Ein guter Roman zwingt uns nicht, zwischen diesen Lesarten zu wählen - und Spiotta hat einen sehr guten Roman geschrieben.« The New Yorker







