"In wenigen Werken von Weltsichtbarkeit ist so das deutsche Schicksal markiert wie in diesem Zeiss-Werk", hat Bundespräsident Theodor Heuss gesagt. Mit der Teilung Deutschlands waren aus dem weltberühmten Zeiss-Werk in Jena zwei Firmen dieses Namens, das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena und Carl Zeiss West Germany im württembergischen Oberkochen, entstanden. In der ganzen Welt führten die beiden Unternehmen Prozesse gegeneinander um die wertvollen Namens- und Warenzeichenrechte. Nach der Konfrontation folgte die Koexistenz der "feindlichen Brüder" und schließlich die Wiedervereinigung, die - wie die Trennung in der unmittelbaren Nachkriegszeit - abermals in Schmerzen verlief. Die westliche Firma übernahm die Verantwortung für den optischen Kernbereich des aufgeblähten Kombinats. "Wenn wir das nicht hinkriegen", erklärte der Zeiss-Vorstandssprecher, "dann schaffen es andere noch weniger." Der Optimismus war, wie der des Bundeskanzlers Helmut Kohl , verfrüht. Die Firma geriet in die schwerste Existenzkrise ihrer Geschichte. Die Sanierung erforderte einen massiven Stellenabbau in Ost und West und belastete erneut die Solidarität zwischen den Brüdern in Jena und Oberkochen.
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