Bevor Hanna Krall mit ihren Büchern als »Chronistin des Holocaust« weltweit Beachtung fand, ging sie in den siebziger Jahren mit großem Erfolg ihrem Beruf als Reporterin nach. Aus ihren literarischen Reportagen erfuhr der Leser mehr als aus jeder anderen Quelle über den Alltag in Polen, über die Ängste und Träume seiner Bürger. Und das trotz mannigfacher Beschränkungen seitens der Zensur.Auch wenn das Sujet ein ganz anderes war als das ihrer späteren Geschichten, zeigt sich das Charakteristische ihres Schreibens bereits in den frühen Reportagen: sie verzichten auf jeden Kommentar, jede Beurteilung, enthalten keine Mahnung, keine Lehre. Sie erzählen und beschreiben »nur«.Bei Hanna Krall schlagen sich große Ereignisse oft in einem Wassertropfen nieder, und unter ihrer Hand werden Nebensächlichkeiten zum Schlüssel so mancher Wahrheit. Schlagfertig, mitunter listig, rückt sie ihren Helden auf den Leib.Ihre Reportagen erzählen von gelungenen und gescheiterten Lebensstrategien, von skurrilen Alltagsgeschäften und fragwürdigen Arrangements, von falschem Heldentum und echtem Glück. Sie sind Zeugnisse aus den Tagen des Kommunismus, dessen Realität so manche Absurdität mit sich brachte.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Zwei Gründe gibt es für Katharina Döbler, Hanna Kralls Reportagen aus dem Polen der 70er und 80er Jahre wiederzulesen: einmal als Zeitdokumente, die Zeugnis ablegen von jener Zeit des politischen Aufbruchs, der Streiks und des anschließend verhängten "Kriegsrechts", das zur völligen Lähmung des politischen Lebens und Neuorientierung des privaten Lebens führte; zum anderen wegen ihres unverwechselbar lakonischen Stils, schwärmt Döbler. Die Journalistin halte sich mit eigenen Kommentaren zurück, sie höre den Leute zu und überlasse ihnen das Reden, so dass man "die Berührung des kleinen Lebens mit dem historischen Ereignis" zu spüren bekomme, so Döbler. Den neuveröffentlichten Reportagen ist im übrigen ein Interview mit der Autorin beigefügt, das aus dem Jahr 1985 stammt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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