Die Untergründe, derer sich Romantik und Realismus in ihrer Erzählliteratur widmen, bergen zugleich Faszinierendes und Erschreckendes. Deshalb changiert der Umgang mit diesen erzählten Tiefenräumen auch zwischen Aus- und Eingrenzung. Den Höhlen-, Abgrund- und Untergrund-Topographien dieser Epochen liegen Denkfiguren zugrunde, die bis in die Antike zurückreichen: Philosophie und Literatur erscheinen seit jeher als Sorge um ihre Untergründe. Die Romantik erkennt im Ausgegrenzten einen Teil ganzheitlicher Erkenntnis und strebt nach Entgrenzung der durch Rationalismus erzeugten Gegensätze zwischen Vernunft und Unvernunft. Zugleich offenbaren sich Ängste vor der Tiefe. Der Realismus übernimmt diese Ambivalenz: Er grenzt die Tiefe teils aus, doch die verdrängten Untergründe dringen immer wieder an die Oberfläche und erzeugen Unsicherheit. So zeigt sich die neuzeitliche Literatur als Geschichte dialektischer Ein- und Ausgrenzung ihrer eigenen Tiefen.
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