Ute Mahler (1949 in Berka geboren) zählt zu den stilprägenden Fotografen der letzten beiden Jahrzehnte der DDR. Sie studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit Mitte der 70er Jahre ist sie als freiberufliche Fotografin tätig.
In den 70er und 80er Jahren hat
sie hier vor allem das Zusammenleben der Menschen dokumentiert. Im Hatje Verlag ist nun unter diesem…mehrUte Mahler (1949 in Berka geboren) zählt zu den stilprägenden Fotografen der letzten beiden Jahrzehnte der DDR. Sie studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit Mitte der 70er Jahre ist sie als freiberufliche Fotografin tätig.
In den 70er und 80er Jahren hat sie hier vor allem das Zusammenleben der Menschen dokumentiert. Im Hatje Verlag ist nun unter diesem Titel eine repräsentative Auswahl von knapp achtzig Schwarz-Weiß-Fotos erschienen. Mahler hat junge Paare abgelichtet, Kinder und Jugendliche, war bei Familienfeiern dabei. Auch einsame Menschen mit ihrem Haustier. Doch niemals hat man den Eindruck, als würden sich die Porträtierten für die Fotografin ins Bild stellen. Scheinbar war Mahlers Anwesenheit lange genug, dass man sie scheinbar vergessen hat. Mit den Bildern will sie jedoch nicht die DDR beschreiben. Ihr ging es vielmehr um das Miteinander der Menschen.
Und dennoch sind die Fotos ein Abbild des DDR-Alltags. Da ist z.B. ein Foto von einer Jugendweihe (?): stolz lassen sich die Eltern mit ihrem Sohn „im Sonntagsstaat“ ablichten, doch die dahinterliegende Fassade ist marode. Ein junges Paar lässt sich vor ihrer neuen DDR-Schrankwand ablichten, während ein anderes jungvermähltes Paar in ein Zimmer einzieht, dessen Wände und Decke vollends mit Westreklame verziert sind.
Besonders beeindruckend und aussagekräftig die Kinderbilder, wo z.B. ein Steppke einsam in einem eingezäunten Sandkasten mit Traktorreifen spielt, als würde er die Fotogra-fin gar nicht wahrnehmen. Oder die heranwachsenden Jugendlichen, die mitunter abwesend sind. Auf den Gruppenfotos wirken die einzelnen Porträtierten überhaupt oft mutter-seelenallein, so als hätten sie sich nichts zu sagen.
Die melancholischen Schwarz-Weiß-Fotos sind keine DDR-Nostalgie sondern ganz persönliche Momentaufnahmen. Strenggenommen sind es keine reinen Porträts, sondern sie erzählen immer eine Geschichte (auch ohne jegliche Bildunterschrift). Diese gibt es beim Betrachten zu entdecken. Das ist die Herausforderung an den Leser. Komplettiert wird der Bildband durch ein dreisprachiges und einfühlsames Vorwort von Sibylle Berg.