"Der Tod meines Vaters ist, kaum hatte ich ihn bekanntgegeben, zum Gegenstand von Spekulationen geworden." So berichtet der Ich-Erzähler in Peter Schneiders Novelle einem fiktiven Freund. Zwei Jahre zuvor hat er "Vati" das erste Mal und letzte Mal in seinem Leben gesehen, bei einem Besuch in
Argentinien. Dass "Vati" der meistgesuchte Mann der Welt ist, ein SS-Offizier, der Tausende von Menschen…mehr"Der Tod meines Vaters ist, kaum hatte ich ihn bekanntgegeben, zum Gegenstand von Spekulationen geworden." So berichtet der Ich-Erzähler in Peter Schneiders Novelle einem fiktiven Freund. Zwei Jahre zuvor hat er "Vati" das erste Mal und letzte Mal in seinem Leben gesehen, bei einem Besuch in Argentinien. Dass "Vati" der meistgesuchte Mann der Welt ist, ein SS-Offizier, der Tausende von Menschen tötete, erfährt der Leser aus der Sicht des Sohnes, der dessen Taten nicht verstehen kann. Sein Vater kommt auch nicht auf die Idee, sich zu rechtfertigen; seine Erklärungen sind Phrasen der Nationalsozialisten - obwohl diese Zeit längst vorbei ist.
Peter Schneiders Erzähler hasst seinen Vater, ist wütend, begreift nicht. Aber er ist auch Sohn. Dem Autoren gelingt es, die widersprüchlichen Gedanken seines Protagonisten zu zeigen und den Leser durch die Ansprache mit "du" zu zwingen, dessen Fragen zu überdenken. Wie tritt man aus dem dunklen Schatten seines Vaters? Wie geht man mit seiner Familiengeschichte, mit seiner Vergangenheit um? Noch schlechter lassen sich die Fragen beantworten, wenn man weiß, dass "Vati" Joseph Mengele ist, der Lagerarzt von Auschwitz, der in seinen perversen Experimenten vor keinem Menschen, nicht einmal vor Säuglingen, haltmachte.