Warum uns mehr eint als trennt: In ihrem neuen, hochaktuellen Buch zur Politik der Spaltung und Polarisierung hierzulande räumt die renommierte Journalistin und Autorin Gilda Sahebi mit gängigen Mythen und Fake Facts auf. Wer heute in die deutsche Gesellschaft schaut, könnte denken: Es ist ein Land voller Drama, Gegeneinander und Spaltung. Dass dies so sei, ist eine Erzählung, die politisch generiert und medial verstärkt wird. Gilda Sahebi entlarvt sie als Lüge, als Herrschaftsinstrument autoritärer Kräfte. Das zeigt sie an den einschlägigen Debatten um Sozialleistungen, Migration, Gendern und Wokeness, Krieg und Frieden sowie Corona. Studien zeigen immer wieder: Im eigenen Leben sind Menschen viel öfter zufrieden; sie helfen und unterstützen einander, suchen Verbindung, nicht Hass. Wo geht die Suche nach Verbindung auf der gesellschaftlichen Ebene verloren? Und was kann man tun, um der Erzählung von Spaltung keinen Raum im eigenen Leben zu geben?
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Luise Sammann findet viel Einleuchtendes in dieser Analyse von Spaltungserzählungen der deutsch-iranischen Journalistin und Politikwissenschaftlerin. Darunter hauptsächlich die Erkenntnis, dass große Polarisierungsdebatten - sei es bei Diskussionen um "Black Lives Matter" oder bei der hiesigen Stadtbilddebatte - Konstrukte sind, die selten die Wahrheit abbilden. Obwohl die meisten Menschen in den Graubereich dieses Spektrums fallen, kreieren solche Konstrukte gerade die Spaltung, die sie kritisieren, erfahren wir. Dabei gehe es im Verlauf dieser von Politiker:innen und Machthabenden instrumentalisierten Empörungstaktik schon lange nicht mehr um das bessere Argument, sondern schließlich nur um die vollständige Zerstörung des Gegenübers. Sammann lobt die Eingängikeit, mit der die Autorin diese Überlegungen in ihren beispielreichen Ausführungen entwickelt. Schade ist nur, dass ein Großteil dieser Beispiele aus dem amerikanischen Raum stammen und dadurch die Reichweite des Textes etwas einschränken, urteilt die Kritikerin. Erfrischend findet sie dagegen den letzten, wenn auch zu kurzen, Teil über individuelle Lösungsmöglichkeiten in Form von differenziertem, einander zugewandtem Zuhören.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Mit ihrem Buch lädt Sahebi ein, die Mechanismen hinter dem - wie sie es nennt - "Polarisierungsgeschäft" zu verstehen [...] und im besten Fall dechiffrieren zu können. Luise Sammann Deutschlandfunk Kultur 20251202







