Dolf Sternberger und Jürgen Habermas entwickelten das Konzept des Verfassungspatriotismus als Antwort auf die Situation der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg: Als alle Formen des kulturell oder ethnisch motivierten Patriotismus diskreditiert waren, plädierten sie für die rationale Identifikation mit den universellen Werten und Prinzipien des Grundgesetzes. Ist diese Form des Patriotismus in der postnationalen Konstellation, in der Nationalstaaten durch Migration kulturell vielfältiger werden und in der politische Kompetenzen auf supranationale Staatenverbände wie die Europäische Union übergehen, in der Lage, Solidarität und kollektive Identifikation zu stiften? Dieser Frage geht Jan-Werner Müller in seiner präzisen ideengeschichtlichen Rekonstruktion nach.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Gern würde Helmut König den Verfassungspatriotismus, den der Politikwissenschaftker Jan-Werner Müller in diesem band erläutert, auch als hinreichende Bedingung für gemeinsame Lebenswelten und Zusammengehörigkeit verstehen. Jedoch scheint ihm das Prinzip höchstens eine grundlegende Bedingung dafür zu sein. Eine kritische Anmerkung des Rezensenten zum Begriffsverständnis des Autors, das er in puncto Integrationsfähigkeit durchaus teilt. Überhaupt findet König eine Menge Klärungen, wenn auch nicht sämtliche. So scheint ihm der Verfassungspatriotismus als Basis für den Prozess der europäischen Einigung eher ungeeignet.
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