Am 18. Januar 1979 flüchtete Werner Stiller in die Bundesrepublik Deutschland. Mit sich trug er zwei Koffer, in denen sich geheime, hoch informative Unterlagen befanden, die unter anderem zur Enttarnung zahlreicher Westagenten der Staatssicherheit führten. Dazu gehörte auch Karl-Heinz Glocke, langjähriger Spion in den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken und Major des MfS, der wenige Tage danach verhaftet wurde. Der Übertritt Stillers hatte verheerende Folgen für viele Betroffene. Bei deren Aufarbeitung nach dem Ende der DDR hat eine Opfergruppe bisher kaum das Wort ergriffen: die Kinder der Verräter. Sie sahen sich über Nacht ihrer Väter beraubt, fühlten sich getäuscht und verlassen und mußten sich schließlich der Lüge und dem Schweigen beugen. Über zwei Jahrzehnte später unternimmt Nicole Glocke den Versuch, sich mit den Motiven ihres Vaters auseinanderzusetzen. Doch dieser verweigert jede Erklärung, und die Akten über ihn sind nicht zugänglich. Ihre Recherchen richten sich deshalb zunehmend auf den Mann, der das Trauma ihrer Kindheit ausgelöst hat, Werner Stiller. Sie sucht die Begegnung mit ihm und findet über ihn den Kontakt zu seiner Tochter Edina, die Stiller mit seiner Familie in der DDR zurückgelassen hatte. Die rasch wachsende Vertrautheit zwischen den etwa gleichaltrigen Frauen führt zu einem schonungslosen Rückblick auf ihre Vergangenheit, wobei der erlittene Verlust genauso deutlich wird wie das ohnmächtige Bemühen, die Beweggründe ihrer Väter zu verstehen. Den Austausch ihrer Erfahrungen haben sie in diesem Buch festgehalten, das zugleich zwei ungewöhnliche Lebensgeschichten aus dem geteilten Deutschland dokumentiert.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Eindrucksvoll" ist die einzige Wertung, die sich Dieter Wulf auf seiner halbseitigen Besprechung des Buchs von Nicole Glocke und Edina Stiller entlocken lässt. Aus zwei Perspektiven werde ein deutsch-deutsches Drama erzählt. "Zwei Lebensgeschichten, die auch für die Geschichte des geteilten Deutschland stehen", meint der Rezensent. Die Väter beider Autorinnen waren Spione für die jeweils andere Seite, die Flucht Werner Stillers in die BRD verändert das Leben der beiden Autorinnen tief greifend, beide waren damals noch Kinder. Die in der DDR zurückgelassene Familie Stiller wird zwangsumgesiedelt, Karl Heinz Glocke aufgrund der von Stiller mitgebrachten Unterlagen als Stasi-Spion enttarnt und verhaftet. Beide Familien wussten nichts von der Tätigkeit der Väter, für beide hatte der Vorfall entscheidende Folgen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Verratene Kinder"ist kein wissenschaftliches Werk, sondern ein biographisches Zeugnis, das die so genannte große Geschichte auf eine persönliche menschliche Art behandelt." (Uli Brockmeyer in Südwest Presse, 11.9.03)
""Verratene Kinder"sind pralle Lebensberichte und spiegeln faktenreich dramatisch miteinander verwobene Ost-West-Schicksale wider.Stefanie Hoffmeister in Das Parlament, 29.9.03Die beiden Frauen erzählen ihre Lebensgeschichte geradlinig, offen und ohne Pathos. Gerade dadurch wirkt das Buch überzeugend." (Ulrich Schwarz in Spiegel special 3/2003)
"Die beiden jungen Frauen erzählen ihre Geschichte frei von Eitelkeiten und mit erstaunlicher Offenheit.Auch wenn das Buch vor allem eine Auseinandersetzung mit den Vätern ist, vermeidet es jedoch jede falsche Intimität. Und insofern ist es vor allem ein überaus erstaunliches Werk - beim Lesen wird Geschichte nacherlebbar." (Lausitzer Rundschau, 4.10.03)
"Ein interessantes Buch, das einen guten Einblick in die beiden unterschiedlichen Gesellschaftssysteme gibt und anhand zweier Lebensläufe die Kälte von Politik, Macht und Geheimdienst eindringlich spürbar werden läßt." (Märkische Allgemeine, 4./5.10.03)
""Verratene Kinder"sind pralle Lebensberichte und spiegeln faktenreich dramatisch miteinander verwobene Ost-West-Schicksale wider.Stefanie Hoffmeister in Das Parlament, 29.9.03Die beiden Frauen erzählen ihre Lebensgeschichte geradlinig, offen und ohne Pathos. Gerade dadurch wirkt das Buch überzeugend." (Ulrich Schwarz in Spiegel special 3/2003)
"Die beiden jungen Frauen erzählen ihre Geschichte frei von Eitelkeiten und mit erstaunlicher Offenheit.Auch wenn das Buch vor allem eine Auseinandersetzung mit den Vätern ist, vermeidet es jedoch jede falsche Intimität. Und insofern ist es vor allem ein überaus erstaunliches Werk - beim Lesen wird Geschichte nacherlebbar." (Lausitzer Rundschau, 4.10.03)
"Ein interessantes Buch, das einen guten Einblick in die beiden unterschiedlichen Gesellschaftssysteme gibt und anhand zweier Lebensläufe die Kälte von Politik, Macht und Geheimdienst eindringlich spürbar werden läßt." (Märkische Allgemeine, 4./5.10.03)