Silvio Berlusconis Aufstieg zum mächtigsten Mann Italiens wurde durch einen tief gehenden Kulturwandel ermöglicht. Die Gesellschaft rückte nicht nur nach rechts. Das vom »Cavaliere« angeführte Bündnis baute die Erinnerungskultur immer mehr in ihrem Sinn um. Weshalb konnte der Faschismus im »Bel paese« wieder salonfähig werden? In die gleichermaßen brisante wie brillante Analyse des prominenten Italienkenners Aram Mattioli werden nicht nur Politikerreden, Memoiren, Bestseller und Filme einbezogen, sondern auch Gedenkrituale, Fernsehdiskussionen und die Errichtung von lokalen Denkmälern. Kurz, der populistisch und zunehmend illiberal regierende Mailänder Medienmogul hat das Land weit mehr verändert, als selbst informierte ausländische Beobachter meinen. Zur Anomalie des heutigen Italiens gehört, dass der grassierende Geschichtsrevisionismus nur noch von einer Minderheit als Skandal empfunden wird. Eine souveräne und konzise Darstellung des gesellschaftlichen Wandels in Italien von den 1980er Jahren bis in die Gegenwart.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wie spricht das öffentliche Italien heute über seine faschistische Vergangenheit? Im Buch des Basler Historikers Aram Mattioli, das für Henning Klüver gerade zu richtigen Zeit erscheint, findet der Rezensent Antworten. Es steht nicht gut um Italiens Erinnerungskultur, das lernt Klüver hier schnell, die "revisionistische Normalität", so die These des Autors, hat sich durchgesetzt. Mattiolis Untersuchung möglicher Ursachen dafür vermag der Rezensent nur wenig entgegenzusetzen (die Rolle Gianfranco Finis etwa sieht er anders): Der Widerstand gegen den revisionistischen Erinnerungsdiskurs, muss er eingestehen, bleibt im derzeitigen kulturellen Klima Italiens tatsächlich "blass". Um so mehr gilt die Achtung des Rezensenten diesem "leidenschaftlich" geschriebenen Buch und einem Autor, der seine Meinung sagt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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