Über die positive bzw. negative Stimmung der Deutschen während des Zweiten Weltkrieges ist bislang nur spekuliert worden. Da für die fragliche Zeit keine demoskopischen Untersuchungen vorliegen, wird in dem Buch anhand konkreter Indikatoren historische Demoskopie betrieben mit dem Ziel, das Politbarometer für die Jahre 1939 bis 1945 zu rekonstruieren.
Das geschieht mithilfe von Texten in Todesanzeigen für gefallene Soldaten: Wurde "der Führer" genannt oder hieß es darin nur "... gefallen für Volk und Vaterland"? Ferner wurde ermittelt, wie oft die Deutschen die Vornamen Adolf, Horst und Hermann vergaben. Als Indikator für Skepsis bzw. Führervertrauen eignet sich außerdem die Statistik der Kirchenaustritte. Die vom Volksgerichtshof gegen arische Deutsche verhängten Todesurteile stehen exemplarisch für das Anwachsen des inneren Terrors. Und schließlich wird die Entwicklung der materiellen Situation am Zuwachs von Spareinlangen gemessen, an den Neuabschlüssen von Lebensversicherungen und an der Verpfändung von Wertstücken in städtischen Pfandhäusern.
Diese Indikatoren erlauben es, tiefenscharfe Aussagen über die mentale und ökonomische Stimmung der "Volksgenossen" zu erhalten.
Das geschieht mithilfe von Texten in Todesanzeigen für gefallene Soldaten: Wurde "der Führer" genannt oder hieß es darin nur "... gefallen für Volk und Vaterland"? Ferner wurde ermittelt, wie oft die Deutschen die Vornamen Adolf, Horst und Hermann vergaben. Als Indikator für Skepsis bzw. Führervertrauen eignet sich außerdem die Statistik der Kirchenaustritte. Die vom Volksgerichtshof gegen arische Deutsche verhängten Todesurteile stehen exemplarisch für das Anwachsen des inneren Terrors. Und schließlich wird die Entwicklung der materiellen Situation am Zuwachs von Spareinlangen gemessen, an den Neuabschlüssen von Lebensversicherungen und an der Verpfändung von Wertstücken in städtischen Pfandhäusern.
Diese Indikatoren erlauben es, tiefenscharfe Aussagen über die mentale und ökonomische Stimmung der "Volksgenossen" zu erhalten.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ungewöhnlich, aber aufschlussreich und spannend scheint Alexander Jürgs dieser Band über die Stimmungslage der deutschen Bevölkerung während des Nationalsozialismus, den Götz Aly herausgegeben hat. Der Ansatz des Bands, anhand indirekter alltäglicher Indikatoren ein verlässliches Bild von Skepsis gegenüber beziehunsgweise Vertrauen in den Führer zu zeichnen, hält er für "außerordentlich wertvoll", auch weil er der historischen Forschung neue Wege eröffnet. Bemerkenswert findet er etwa den Beitrag über die Beliebtheit des Namens Adolf, die seit Kriegsbeginn 1939 rapide abnahm. Daneben hebt er die Untersuchung von Todesanzeigen in der Parteizeitung Frankfurter Volksblatt und in der bürgerlichen Frankfurter Zeitung hervor, die einen steten Rückgang der Kriegszuversicht verdeutlichen. Instruktiv scheint ihm auch die Entwicklung bei den Kirchenaustritten, die nach 1936 auffällig und ab 1942 deutlich abebbte. Auch wenn Jürgs nicht alle Artikel in gleicher Weise überzeugen, würdigt er den Band insgesamt als einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Nationalsozialismus.
© Perlentaucher Medien GmbH
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