»Volksgemeinschaft« existiert nicht, sie wird hergestellt.
Die »Volksgemeinschaft« hatte seit dem Ersten Weltkrieg in Deutschland in nahezu allen Parteien politische Konjunktur. Aber während der Begriff bei den Sozialdemokraten beispielsweise ein Synonym für die inkludierende Einheit aller Schaffenden darstellte, war die »Volksgemeinschaft« bei der Rechten, insbesondere bei den Nationalsozialisten, vor allem durch Exklusion bestimmt.
Sie beschäftigte nicht, wer zur »Volksgemeinschaft« gehörte, sondern, wer nicht zu ihr gehören durfte, allen voran die Juden. Deshalb besaß der Antisemitismus für die praktische Volksgemeinschaftspolitik des NS-Regimes einen zentralen Stellenwert.
Die bürgerliche Zivilgesellschaft konnte nicht per »Führererlass« oder Gesetz in eine rassistische Volksgemeinschaft verwandelt werden. Michael Wildt beschreibt diese Transformation als einen politischen Prozess und untersucht die Ereignisse nicht nur innerhalb der großen Städte, sondern gerade in der Provinz, in den Dörfern und kleinen Gemeinden.
Die »Volksgemeinschaft« hatte seit dem Ersten Weltkrieg in Deutschland in nahezu allen Parteien politische Konjunktur. Aber während der Begriff bei den Sozialdemokraten beispielsweise ein Synonym für die inkludierende Einheit aller Schaffenden darstellte, war die »Volksgemeinschaft« bei der Rechten, insbesondere bei den Nationalsozialisten, vor allem durch Exklusion bestimmt.
Sie beschäftigte nicht, wer zur »Volksgemeinschaft« gehörte, sondern, wer nicht zu ihr gehören durfte, allen voran die Juden. Deshalb besaß der Antisemitismus für die praktische Volksgemeinschaftspolitik des NS-Regimes einen zentralen Stellenwert.
Die bürgerliche Zivilgesellschaft konnte nicht per »Führererlass« oder Gesetz in eine rassistische Volksgemeinschaft verwandelt werden. Michael Wildt beschreibt diese Transformation als einen politischen Prozess und untersucht die Ereignisse nicht nur innerhalb der großen Städte, sondern gerade in der Provinz, in den Dörfern und kleinen Gemeinden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Michael Wildt könne als erster eine Übersicht antijüdischer Aktionen "von unten" in Deutschland vorlegen, wobei er Quellen von beiden Seiten heranziehe, von den Tätern und den Verfolgten selbst. Ganz zufrieden ist er mit der Studie aber nicht. Als "unschön" wirft Rezensent Ahlrich Meyer allerdings dem Autor vor, aus Regionalstudien ganze Abschnitte ohne Kenntlichmachung zu übernehmen. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung sei "plausibel", so der Rezensent, bleibe aber ohne Begründung. Von den verschiedenen Erklärungsversuchen für das "erschreckende Panorama" an selbstständigem Antisemitismus sei der Rückgriff auf Hanna Arendts Konzept der Komplizenschaft letztlich am überzeugendsten. Bei der Charakterisierung der politischen Ordnung des Nationalsozialismus hat der Rezensent jedoch seine Schwierigkeiten, wenn dies anhand eines normativen Begriffs des Rechtsstaats geschehe. Insgesamt könne Michael Wildt so manche "milde Legende" entkräften, vor allem die vom gleichgültigen Wegsehen der Mehrheit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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