In Lampedusas Roman Der Leopard läßt der adlige Autor seinen sizilianischen Roman-Fürsten Salina einen seither berühmten Satz über den Rückzug des Adels sprechen: "Wir waren die Leoparden, die Löwen: unseren Platz werden die kleinen Schakale einnehmen, die Hyänen." Stephan Malinowski untersucht in seinem Buch, ob sich diese Metapher auf die Schlußkapitel der deutschen Adelsgeschichte übertragen läßt.
Für den deutschen Adel war der Weg vom König zum Führer weit und alles andere als selbstverständlich. Der Autor stellt in seinem Buch den Entwicklungsprozeß dar, in dem sich unterschiedliche Gruppen des Adels von den traditionellen Leitbildern des Konservativismus ab- und einer neuformierten Rechten zuwandten, die weitgehend auserhalb des Adels entstanden war. Der soziale Niedergang, verbunden mit der zunehmenden Auflösung der traditionellen adligen Lebenswelten, und die politische Radikalisierung großer Teile des Adels werden als zwei eng miteinander verknüpfte Prozesse interpretiert. Gestützt auf ein breites Fundament von ungedruckten Quellen wird hier zum ersten Mal genauer untersucht, welche Teilgruppen des Adels die Annäherung an die Neue Rechte - und schließlich den Nationalsozialismus - getragen und welche sich ihr entzogen haben. Der Untersuchungszeitraum reicht vom Kaiserreich bis zur Konsolidierung der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahre 1934 und ist damit lang genug, um Entwicklungslinien und Wendepunkte gleichermaßen beschreiben zu können.
Inhaltsverzeichnis:
I. Grundzüge der Adeligkeit im 20. Jahrhundert
1. Die adlige Familie und die Familie des Adels
2. Landbindung und Großstadtferne
3. Charakter versus Bildung
4. Kultur und Kult der Kargheit
5. Herrschaft und "Führertum"
II. Fragmentierung und Reorganisation im Adel bis 1918
1. Annäherungen: Grandseigneurs und Bourgeoisie
2. Entfernungen: Sammlung und ideologische Formierung im Kleinadel
III. Zusammenbruch und Neuorientierung nach 1918
1. November 1918 - Der Untergang einer Welt
2. Adel im Übergang? Zur sozialen Flugbahn einzelner Adelsgruppen
3. Orientierungssuche: Debatten und Konzepte
IV. Sammlung, Transformation und Radikalisierung 1918-1933
1. Adlige Organisationen: Homogenisierung und inneradlige Konflikte
2. Adlig-bürgerliche Organisationen: Die "Führersammlung"
V. Der deutsche Adel und die NS-Bewegung
1. Affinitäten und Ambivalenzen
2. Differenzen und Ambivalenzen
3. Formen und Ausmaße der Annäherung
Für den deutschen Adel war der Weg vom König zum Führer weit und alles andere als selbstverständlich. Der Autor stellt in seinem Buch den Entwicklungsprozeß dar, in dem sich unterschiedliche Gruppen des Adels von den traditionellen Leitbildern des Konservativismus ab- und einer neuformierten Rechten zuwandten, die weitgehend auserhalb des Adels entstanden war. Der soziale Niedergang, verbunden mit der zunehmenden Auflösung der traditionellen adligen Lebenswelten, und die politische Radikalisierung großer Teile des Adels werden als zwei eng miteinander verknüpfte Prozesse interpretiert. Gestützt auf ein breites Fundament von ungedruckten Quellen wird hier zum ersten Mal genauer untersucht, welche Teilgruppen des Adels die Annäherung an die Neue Rechte - und schließlich den Nationalsozialismus - getragen und welche sich ihr entzogen haben. Der Untersuchungszeitraum reicht vom Kaiserreich bis zur Konsolidierung der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahre 1934 und ist damit lang genug, um Entwicklungslinien und Wendepunkte gleichermaßen beschreiben zu können.
Inhaltsverzeichnis:
I. Grundzüge der Adeligkeit im 20. Jahrhundert
1. Die adlige Familie und die Familie des Adels
2. Landbindung und Großstadtferne
3. Charakter versus Bildung
4. Kultur und Kult der Kargheit
5. Herrschaft und "Führertum"
II. Fragmentierung und Reorganisation im Adel bis 1918
1. Annäherungen: Grandseigneurs und Bourgeoisie
2. Entfernungen: Sammlung und ideologische Formierung im Kleinadel
III. Zusammenbruch und Neuorientierung nach 1918
1. November 1918 - Der Untergang einer Welt
2. Adel im Übergang? Zur sozialen Flugbahn einzelner Adelsgruppen
3. Orientierungssuche: Debatten und Konzepte
IV. Sammlung, Transformation und Radikalisierung 1918-1933
1. Adlige Organisationen: Homogenisierung und inneradlige Konflikte
2. Adlig-bürgerliche Organisationen: Die "Führersammlung"
V. Der deutsche Adel und die NS-Bewegung
1. Affinitäten und Ambivalenzen
2. Differenzen und Ambivalenzen
3. Formen und Ausmaße der Annäherung
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als "glänzende Analyse" bezeichnet Rezensent Eckart Conze diese Studie von Stephan Malinowski. Sie sei die "bislang umfassendste Untersuchung des Verhältnisses von Adel und Nationalsozialismus", betonte er. Der Autor setze sich in seinen Ausführungen vorwiegend mit der Gruppe des Kleinadels und des Adelsproletariats auseinander, die er klar als "eindeutige Verlierer von Modernisierungsprozessen des 19. Jahrhunderts" entblöße. Er schaffe es, glaubhaft seine These zu vertreten, dass der Adel nicht prinzipiell als die "manipulationsmächtige Kraft" zu sehen ist, die letztendlich den Vorstoß der Nazis ermöglichte, bemerkt der Rezensent. Ganz im Gegenteil, sie hätten "keine treibende, sondern eine getriebene Kraft" in den Zeiten "soziopolitischer Radikalisierung" dargestellt. Die tiefe Abneigung gegen das Bürgertum wäre der wahre Grund für den scharfen "adeligen Antisemitismus" gewesen. Dieser machte die adeligen Verlierer - vor allem im ostelbischen Junkertum - "vielfach anschlussfähig" an all die "völkischen Gruppierungen", wie Conze ausführt, die damals wie "Pilze aus dem Boden schossen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"[Eine] bereits zum Standardwerk avancierte Untersuchung" Björn Hofmeister in: Archiv für Sozialgeschichte, 50 (2010)
Noch nie ist das Scheitern des deutschen Konservativismus in Kaiserreich, Weimarer Republik und 'Drittem Reich' so scharfsinnig dargestellt worden wie hier. Die Zeit
