Sinnvoll kochen heißt für Martin Sieberer zunächst arbeiten mit Produkten aus der ihn umgebenden Region. Was für den Laien nach Ein- und Beschränkung klingen mag, erweist sich bei näherem Hinsehen als das genaue Gegenteil: das Raffinement und der Trickreichtum mit dem Sieberer es versteht, den Eigengeschmack der Produkte zu betonen, lassen selbst die einfachsten Nahrungsmittel wie Erdäpfel oder Zwiebeln zu Geschmackserlebnissen der besonderen Art werden.Der Koch weiß Bescheid über die Funktionsweisen der menschlichen Sinnesorgane, über die physikalischen und chemischen Vorgänge beim Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Tasten - und dies scheint ihn bei seiner Arbeit auf eine besondere Weise zu sensibilisieren und damit sein ungewöhnlich kreatives Potential herauszufordern. In seinem ersten Buch erklärt der "Koch des Jahres 2000" anhand von 51 Rezepten in Text und Bild seine Philosophie des Kochens. Ergänzt wird der großformatige, 160 Seiten starke Band durch 40 hilfreiche Grundrezepte - von der Herstellung des Nudelteiges über das Anlegen diverser Saucen bis hin zum Kreieren feiner Sorbets und Marmeladen -, in welchen der Koch seine Tipps und Tricks zum guten Gelingen preisgibt. Vier Festtagsmenü-Vorschläge und ein biografischer Teil, der versucht, die steile Karriere des jungen 3-Hauben-Kochs nachzuzeichnen, runden das Ganze ab. Insgesamt ein kostbar ausgestattetes Buch von allen Sinnen und für alle Sinne.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Starkoch Martin Sieberer, ist in einer mit "eiz" unterzeichneten Rezension zu lesen, habe sich mit seiner Kochkunst das Ziel gesetzt, "Augen, Nase und Gaumen zugleich" anzusprechen. Für den Rezensentengeschmack hat er dabei dem Auge oft wohl etwas zuviel Bedeutung eingeräumt. Die Blüten, Kräuter und bunten Gemüse, die als Zierde auf jedem Teller wiederkehrten, erinnern "eiz" oft eher an die kalifornische als an die alpine Küche. Dies "Vielerlei an Farben" lasse die einzelne Zutat unbedeutend erscheinen, und der Gaumen von "eiz" hatte oft Probleme, auf den "Eigengeschmack" mehrerer Dinge gleichzeitig zu achten. Lieber als in Strudelteig gewickelt oder im geschlitzten Hirschkalbsrücken versteckt, hätte der Rezensent beispielsweise Waldpilze einfach "schlicht in Butter gebraten" gegessen. Und auch andere Rezepten erregen deutliches Missfallen bei ihm. Erst beim mit Waldbeeren umlegten Frischkäsesoufflé wird unser Rezensent wieder friedlich. Besonders an den Extrabeeren im Schokoladenkörbchen freute sich nicht bloß "eiz", sondern mit ihm auch Nase und Gaumen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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