Zeit seines Lebens hat Rafael Chirbes nicht viel Aufhebens um sich gemacht. Der Literaturbetrieb war ihm fremd, die Literatur aber bedeutete ihm alles. Sie war sein Zugang zur Welt. In den Tagebuch-Aufzeichnungen, die von Chirbes' Anfängen als Schriftsteller bis kurz vor Veröffentlichung von »Krematorium« reichen, zeigt sich ein sensibler und scharf beobachtender Geist, dessen Werk in der Weltliteratur einen festen Platz hat.Rafael Chirbes erzählt von seinen Lieben, von schlaflosen Nächten, in Gesellschaft oder allein, oft mit Alkohol oder Drogen; von den Schmerzen des Alterns, den körperlichen, den seelischen, davon, was es bedeutete, homosexuell zu sein in einem bigotten Land.Seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Reportagen für eine Gourmet-Zeitschrift, die ihn durch ganz Europa schickt. Jede freie Minute arbeitet er an seinen Romanen, immer zweifelnd an dem eigenen literarischen Schreiben, auch dann noch, als die öffentliche Anerkennung längst da ist und er mit Literaturpreisen ausgezeichnet wird. In diesen schonungslos offenen Aufzeichnungen, die von seinen Anfängen als Schriftsteller bis kurz vor Veröffntlichung von »Krematorium« reichen, zeigt sich ein sensibler, verletzlicher und scharf beobachtender Geist und ein großartiger Stilist.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Wahrheit war für Rafael Chirbes eine radikale Angelegenheit. Das stellt Maike Albath ihrer Rezension der Tagebücher des 2015 verstorbenen spanischen Schriftstellers voran, die jetzt unter dem Titel "Von Zeit zu Zeit" auf Deutsch erschienen sind. Albath ist tief berührt von der Unerbittlichkeit, mit der Chirbes persönlich über sich zu Gericht saß und den Eisenbahner-Sohn nie verhehlte, der zu einem hochgebildeten Mann geworden war, der sich stets nach Aufmerksamkeit sehnte und den seine Fehler in Verzweiflung stürzten. Was er über sein Leben zwischen 1984 und 2005 aufschrieb, lege alle Facetten seines Wesens genauso bloß wie die Politik und den Kulturbetrieb, ist die Rezensentin überzeugt. Das Ganze, also die einst lose Blattsammlung, ist als I-Tüpfelchen auf der Lektüre auch noch knapp und präzise formuliert, lobt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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