Wie erzählen von einer Vergangenheit, die wir selbst nicht erlebt haben? Wie und in welcher Sprache erzählen von und über Geschichten, die wir nicht nachempfinden können? Denn wenn wir sprechen, sprechen wir Gegenwart, in der die Vergangenheit aber mitspricht: Wer also verstehen möchte, was er spricht, muss auch die Sprache der Toten verstehen.
Ivna Zic öffnet in ihrer autofiktionalen Reflexion Zugänge zu den völlig unterschiedlichen Welten ihrer beiden Großmütter und des schweigsamen Großvaters, in deren Leben sich europäische Geschichte und eine untergegangene Welt spiegeln, die nach wie vor in uns weiterlebt und unser Handeln bestimmt.
In zärtlicher Prosa und mit präzisen Beschreibungen geht Ivna Zic den Spuren ihrer Ahnen nach und eröffnet einen Ort des Wiedererkennens im anderen und des anderen. Diversität ist horizontal und vertikal, diachron und synchron. Zic' Text öffnet sich in einem Durchgang von der Vergangenheit in eine europäische Zukunft, in der sich eine neue, radikale Vielsprachigkeit längst Raum geschaffen hat, und lässt dadurch aus dem Privaten das Politische und aus den neuen Verhältnissen neue Erzählungen entstehen.
Ivna Zic öffnet in ihrer autofiktionalen Reflexion Zugänge zu den völlig unterschiedlichen Welten ihrer beiden Großmütter und des schweigsamen Großvaters, in deren Leben sich europäische Geschichte und eine untergegangene Welt spiegeln, die nach wie vor in uns weiterlebt und unser Handeln bestimmt.
In zärtlicher Prosa und mit präzisen Beschreibungen geht Ivna Zic den Spuren ihrer Ahnen nach und eröffnet einen Ort des Wiedererkennens im anderen und des anderen. Diversität ist horizontal und vertikal, diachron und synchron. Zic' Text öffnet sich in einem Durchgang von der Vergangenheit in eine europäische Zukunft, in der sich eine neue, radikale Vielsprachigkeit längst Raum geschaffen hat, und lässt dadurch aus dem Privaten das Politische und aus den neuen Verhältnissen neue Erzählungen entstehen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Michael Martens staunt über Ivna Žics umsichtige Spurensuche zu einem in Europa wenig bekannten Großverbrechen, dem Massaker von Bleiburg. Ausgehend von ihrem Großvater, der im Zuge des Massakers in ein Arbeitslager kam und später nie darüber sprach, nähert sich die Autorin und Theaterregisseurin den Massentötungen, die 1945 nach der deutschen Kapitulation an Zehntausenden Menschen ausgeübt wurden, die vor den Partisanen aus Jugoslawien nach Österreich fliehen wollten. Dabei mache Žics differenzierte Darstellung auch deutlich, lobt Martens, wie kompliziert die Opfer-Täter-Verteilung tatsächlich war. Denn unter den Ermordeten fanden sich nicht nur unschuldige, sondern auch Anhänger des kroatischen faschistischen Regimes und zahlreiche Kollaborateure der deutschen Besatzer, was später dazu führte, dass das Verbrechen zunächst totgeschwiegen und dann im autoritären System in den neunziger Jahren zum "staatsbegründenden Bleiburg-Narrativ" erhoben wurde, wie Martens wiedergibt. Wie Žic so die Komplexität des historischen Umgangs mit diesem Ereignis auffächert, in "kluger, vorsichtiger und präziser" Prosa, scheint dem Kritiker höchst verdienstvoll.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ivna Zics Essayband ist ein intellektuelles und gleichermassen persönliches Abenteuer. Eine Spurensuche, in der selbst das Finden ambivalent bleibt. Die Spuren des Lebens und seine Sprachen erweisen sich als so mehrdeutig, dass es dem selbstbewussten Wort «Identität» schlichtweg den Boden unter den Füssen wegzieht.« - Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung Paul Jandl NZZ - Neue Zürcher Zeitung 20230606







