Träge Deutsche, rege Juden und das Gift des Neides: Götz Aly über die Vorgeschichte des Holocaust.
Warum die Juden? Warum die Deutschen? Diese beiden Fragen harren seit 1945 einer Antwort. Götz Aly gelangt in seinem neuen Buch zu verstörenden Einsichten. Er beschreibt Fortschrittsscheu, Bildungsmangel und Freiheitsangst so vieler christlicher Deutscher während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dagegen begeisterten sich die deutschen Juden für das Stadtleben, für höhere Bildung; sie wussten die Chancen der Moderne zu nutzen. Die trägen Nicht-Juden sahen ihnen mit Neid und Missgunst hinterher. Aus Schwäche erwuchsen zuerst Sehnsucht nach kollektiver Stärke, dann Rassendünkel und am Ende mörderischer Antisemitismus. Götz Aly ermöglicht es, den Holocaust als Teil der deutschen Geschichte zu verstehen.
Warum die Juden? Warum die Deutschen? Diese beiden Fragen harren seit 1945 einer Antwort. Götz Aly gelangt in seinem neuen Buch zu verstörenden Einsichten. Er beschreibt Fortschrittsscheu, Bildungsmangel und Freiheitsangst so vieler christlicher Deutscher während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dagegen begeisterten sich die deutschen Juden für das Stadtleben, für höhere Bildung; sie wussten die Chancen der Moderne zu nutzen. Die trägen Nicht-Juden sahen ihnen mit Neid und Missgunst hinterher. Aus Schwäche erwuchsen zuerst Sehnsucht nach kollektiver Stärke, dann Rassendünkel und am Ende mörderischer Antisemitismus. Götz Aly ermöglicht es, den Holocaust als Teil der deutschen Geschichte zu verstehen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sehr heftig kritisiert der Historiker Hans-Ulrich Wehler dieses Buch von Götz Aly, den der Rezensent zwar als "vorzüglichen Kenner des Holocausts" bezeichnet, dessen marxistische Anfänge er ihm aber auch nicht vergessen will. Für Wehler ist das Buch "flüchtig fabriziert", ein "Flop" gar, denn als Schlüsselerklärung für den Holocaust taugt der Sozialneid in seinen Augen nicht. Laut Aly haben vor allem die aufstrebenden Mittelschichten die mit einem rasanten sozialen Aufstieg verbundene Emanzipation der Juden mit Misstrauen verfolgt. Wehler stört sich an mehrere Punkten: Zum einen lasse Aly jede vergleichende Perspektive vermissen, ungeklärt bleibe daher, ob der deutsche Sozialneid wirklich ausgeprägter war als in Ländern wie Österreich, Frankreich oder gar Russland. Zum anderen berücksichtige Aly nicht, wie traditioneller Antijudaismus, nationalistische und rassistische Ressentiments zur Radikalisierung des deutschen Antisemitismus beitrugen. Überhaupt glaubt Wehler nicht, dass der Aufstieg der Juden von den übrigen Deutschen nur negativ aufgefasst wurde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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