Wenn dem Umgang mit der Welt das Staunen, das Zweifeln, die zögerliche Annäherung an deren Unbekanntheiten ausgetrieben wird, schrumpft Lernen zum Erledigen und Beherrschen von Lehrstoffen. Unsere Schulen und Hochschulen drohen bekanntlich unter dem Druck der Ökonomisierung zu Erledigungsbetrieben zu degenerieren. Anlass genug, über Verkürzungen des etablierten Lernbegriffs neu nachzudenken.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Gleich drei Bücher hat Reinhard Kahl gelesen, die ihm zeigen, wie "hochtourig, aber wirkungsschwach" die deutsche Schulmaschine läuft. Die ihm aber auch alle drei neue und verheißungsvollere Wege aufzeigten. Die Lehrerin Sabine Czerny hat dadurch traurige Berühmtheit erlangt, dass sie dafür bestraft wurde, das ihre Schüler und Schülerinnen zu gut abschnitten. Wohlgemerkt: Das Problem war nicht, dass Czerny zu freundlich Noten vergab, sondern dass sie zu erfolgreich motivierte. Das widersprach der Gauß'sche Normalverteilung und durfte nicht sein. Der Erziehungswissenschaftler Horst Rumpf prangert die Verödungen an, die das Lernen im Schulbetrieb erfahren hat. Keine aufregende Lernerfahrungen mehr nirgends. Und schließlich schildert der Kinderheilkundler Remo Largo, wie Kindern durchs Stopfen jeder Lernhunger genommen wird. Dem Rezensenten haben alle drei Bücher gezeigt, wie tief verschüttet sinnvolle Lernkonzepte in den Schulen lagern und lobt sich diese "pädagogische Müllabfuhr".
© Perlentaucher Medien GmbH
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