Sie gilt als das bestgehütete Geheimnis der amerikanischen Literatur. Lucia Berlin ist die Wiederentdeckung des Jahres und wird verglichen mit Raymond Carver, Richard Yates oder Grace Paley. Ihre Storys zeugen von einem unsteten Leben voller Brüche. Es sind Frauen wie sie, deren Schicksal sie festhält: alleinerziehende Mütter, Alkoholikerinnen auf Entzug, Haushaltshilfen, Krankenschwestern und Sekretärinnen. Es geht um Mütter und Töchter, scheiternde Ehen und schwangere Mädchen, um Immigranten, Reichtum und Armut, um Einsamkeit, Liebe und Gewalt. Die Orte des Geschehens sind Waschsalons, Caf?s und Restaurants, Krankenhäuser und Arztpraxen. Hier entsteht das Unerwartete, hier zeigen sich die kleinen Wunder des Lebens, entwickeln sich Tragödien, denen Lucia Berlin mal mit feinem Humor, mal voller Melancholie, aber stets mit ergreifender Empathie auf den Grund geht.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Christopher Schmidt hat viel übrig für Lucia Berlin, die schmutzige Schwester von Doris Day, wie er schreibt, und für ihre autofiktionalen, grausam pointierten und verdichteten Geschichten aus der Hölle des alkohol- und drogenkranken Prekariats, der Erniedrigten und Beleidigten, die sich an Flaubert und Tschechow anlehnen und an John Williams. "Präzise Feuerstöße aus dem Pandämonium der Deklassierten", lobt er. Die von Antje Ravic Strubel besorgte Auswahl einer Auswahl ihrer Storys bedenkt der Rezensent daher mit besonderer Aufmerksamkeit - und einer Kritik an der Einordnung der Autorin durch die Herausgeberin als "urwüchsig". Auch die chronologische Anordnung der Texte erscheint Schmidt irreführend, da sie eine vermeintliche Naturhaftigkeit von Berlins Schreibens konstruiert, die es nicht gibt, wie er findet. Die Herausgeberin als Kurator der Texte ist ein Konzept, das laut Rezensent nicht immer aufgeht. An Ravic Strubels Übersetzung hat Schmidt aber nur wenig auszusetzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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