Ein Leipziger Berufsschullehrer irritierte seine zum rechten Spektrum tendierenden Schüler mit dem Hinweis, sie sollten sich hüten, sich mit dem Wort deutsch zu brüsten, da sie ihre Muttersprache so schlecht beherrschten, als kämen sie aus Einwandererfamilien.
Das paßgenaue Gegenbild lieferte jener siebzehnjährige Intellektuellensproß aus links geprägtem Milieu, der auf die Frage seines Vaters, was deutsch sei, wie aus der Pistole geschossen antwortete: »Adolf Hitler.«
Was also ist deutsch - fragt Friedrich Dieckmann. Können Deutsche diese Frage beantworten? Besser, man fragt die vielberufenen Ausländer, die man fast schon Scheu hat, Ausländer zu nennen statt »ausländische Mitbürger«. Ist der Hang zu Sprachregelungen etwas spezifisch Deutsches? Ist es der Hang, allem Ausländischen nachzubeten, wenn es sich den Anschein des Siegreich-Zeitgemäßen zu geben weiß? Ist diese Unselbständigkeit des kulturellen Empfindens etwas eigentümlich Deutsches? Oder wäre, in dritter Stufe, der manische Hang zur Selbstkritik bis zur Selbstherabsetzung, ja zum Selbsthaß das spezifisch Deutsche?
Das paßgenaue Gegenbild lieferte jener siebzehnjährige Intellektuellensproß aus links geprägtem Milieu, der auf die Frage seines Vaters, was deutsch sei, wie aus der Pistole geschossen antwortete: »Adolf Hitler.«
Was also ist deutsch - fragt Friedrich Dieckmann. Können Deutsche diese Frage beantworten? Besser, man fragt die vielberufenen Ausländer, die man fast schon Scheu hat, Ausländer zu nennen statt »ausländische Mitbürger«. Ist der Hang zu Sprachregelungen etwas spezifisch Deutsches? Ist es der Hang, allem Ausländischen nachzubeten, wenn es sich den Anschein des Siegreich-Zeitgemäßen zu geben weiß? Ist diese Unselbständigkeit des kulturellen Empfindens etwas eigentümlich Deutsches? Oder wäre, in dritter Stufe, der manische Hang zur Selbstkritik bis zur Selbstherabsetzung, ja zum Selbsthaß das spezifisch Deutsche?
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Friedrich Dieckmanns "Nationalerkundung" über das, was heute noch deutsch genannt werden kann, blickt nach Ansicht des "lx." zeichnenden Rezensenten auf ein "Land im Dämmerschein". Schließlich seien die alten Deutschlandbilder abgegriffen, das Land Goethes sei längst unter Verdacht geraten, die Bilder von einem "neuen" Deutschland führen den Geist eh auf Irrwege. Dennoch scheinen Dieckmann einige spezifisch deutsche Eigenheiten einzufallen, etwa die deutsche Benennungspedanterie. Wörter wie Papierabfall, rezyklierbarer Abfall, Restmüll etwa zeugen für Dieckmann von einem terminologischen Gleichschaltungsdruck, der als linguistic correctness laufen könne und der mittlerweile ein eigenständiges Pendant zur amerikanischen political correctness darstelle, referiert der Rezensent. Er hebt hervor, dass Dieckmann um die Schwierigkeit, sich als Deutscher in der eigenen Haut wohl zu fühlen weiß. "Es ist das depressive Verhältnis zum kollektiven Selbst", analysiert der Rezensent, "das ihn diese Erkundungen - auch zurück zur ehemaligen DDR-Literatur - machen lässt."
© Perlentaucher Medien GmbH
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