Wer über Demokratie spricht, darf über Liberalismus nicht schweigen. Liberale Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Menschenrechte und Toleranz gehören zum festen Bestand moderner Demokratien. Daher ist die gegenwärtig vielbeschworene Krise der Demokratie auch eine Krise des Liberalismus. Dieser könne, so meinen viele, seine Versprechen nicht mehr einlösen. Gegen die allzu geläufigen Gemeinplätze und Krisendiskurse über den Liberalismus positioniert sich das Buch Elif Özmens mit einer systematischen Darstellung seiner philosophischen Grundlagen, normativen Architekturen und aktuellen Kontroversen. Eine Verteidigung des Liberalismus als der am wenigsten schlechten unter den Regierungs- und Lebensformen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein wichtiges Buch hat Elif Özmen geschrieben, findet Rezensentin Livia Gerster, allein, die Präsentation ist vielleicht nicht ideal. Die Philosophieprofessorin verteidigt den Liberalismus als die beste aller schlechten Alternativen, lernen wir. Ausgangspunkt ist John Rawls und dessen Freiheitsbegriff, der, wie Gerster mit Özmen ausführt, mit staatlicher Lenkung durchaus kompatibel ist, da nur der Staat garantieren kann, dass Freiheitsrechte auch in Anspruch genommen werden können. Auf dem Individuum ist die liberale Ordnung gegründet, so Özmen laut Gerster, und sie ist nicht auf ein Endziel hin entworfen, sondern bleibt stets ein Prozess. Özmen wendet sich deutlich gegen kulturrelativistische Kritik am Liberalismus, erläutert Gerster, der Liberalismus muss den Anspruch haben, für alle zu gelten, sonst hat er keine Substanz. Das alles wäre freilich noch überzeugender, kritisiert Özmen, wenn die Thesen stärker im Konkreten verankert wären, in historischen Beispielen, vor allem aber in einer Auseinandersetzung mit den Feinden des Liberalismus in der Gegenwart, von rechts über woke bis links. Özmens Buch möchte eine wissenschaftliche Arbeit sein, gesteht Gerster ein, schön und gut, aber dennoch wäre eine sprachlich klarere, eingängigere Verteidigung des Liberalismus gerade jetzt hilfreich.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»[Eine] fesselnde Neudarlegung liberaler Prinzipien ...« Jan-Werner Müller der Freitag 20240318







