Im Jahr 2119: Die Welt ist überschwemmt, Europa eine Insellandschaft, Freiheit und Reichtum unserer Gegenwart - ein ferner Traum. Der Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe sucht ein verschollenes Gedicht von Weltrang. Der Dichter Francis Blundy hat es 2014 seiner Frau Vivien gewidmet und nur ein einziges Mal vorgetragen. In all den Spuren, die das berühmte Paar hinterlassen hat, stößt Thomas auf eine geheime Liebe, aber auch auf ein Verbrechen. Ian McEwan entwirft meisterhaft eine zukünftige Welt, in der nicht alles verloren ist.
Rezensent Dirk Knipphals freut sich über Ian McEwans neuen Roman, der ihn in seiner kontraintuitiven Mischung fasziniert: Optimismus und Pessimismus, Hermeneutik und Dystopie, Sonettenkranz und Klimakatastrophe werden hier zusammengeführt, ohne dass das irgendwie gekünstelt oder verkrampft wirkt, staunt der Kritiker. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive eines im Jahre 2120 Lebenden, der sich mit einer Art privatem Forschungsinteresse mit unserer heutigen Gegenwart beschäftigt und das eben nicht nur anklagend ob der vertanen Möglichkeiten tut, sondern auch fasziniert ist von Wissenschaft, Kultur, Sport. Das sei an sich schon eine interessante "dicke zweite Schicht", meint Knipphals. Aber wie McEwan das auch noch mit dem Lyrik-Thema verbindet, weil die Nachforschungen des Erzählers um einen Sonett-Abend 2014 kreisen, inklusive Klatsch und Tratsch der Veranstaltung, findet der Kritiker kühn und "souverän bis brillant" umgesetzt. Auch, wie es McEwan gelinge, die Ereignisse zwischen 2014 und 2120 mühelos und nur über "Hineintröpfeln" in Nebensätzen deutlich werden zu lassen, erntet großen Respekt des Kritikers.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Jan Küveler erkennt in Ian McEwans neuem Roman das Gesellschaftsdrama, die akademische Satire und apokalyptischen Sci-Fi in einem. Mit Lust an Übertreibungen, so Küveler, entwirft der Autor das Bild einer Zukunft im Jahr 2119, die auf unsere Gegenwart als verlorenes Paradies zurückschaut und dabei der Fiktion auf den Leim geht. Im Zentrum der Handlung steht ein Literaturprofessor, der letzte seiner Sorte inmitten einer technisierten Welt, der einen Sonettenkranz aus dem Jahr 2014 und seine Entstehung zur Projektionsfläche für die Nachwelt stilisiert, erklärt Küveler. Amüsante Lektüre mit Tiefgang, findet er.
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»Ian McEwan gilt als einer der besten britischen Autoren der Gegenwart.«








