Was hat Sport mit Politik zu tun? Beide sind oft enger miteinander verbunden als allgemein angenommen wird. Die enge Verflechtung zwischen Politik und Sport ist aber keine Erfindung unserer Zeit. Seit Jahrzehnten wird Sport als politisches Mittel eingesetzt.
Für diese Tatsache liefert Jan
Stradling in seinem Buch „Wenn Sport Geschichte schreibt“ zahlreiche Beispiele. Sein erste Beispiel führt…mehrWas hat Sport mit Politik zu tun? Beide sind oft enger miteinander verbunden als allgemein angenommen wird. Die enge Verflechtung zwischen Politik und Sport ist aber keine Erfindung unserer Zeit. Seit Jahrzehnten wird Sport als politisches Mittel eingesetzt.
Für diese Tatsache liefert Jan Stradling in seinem Buch „Wenn Sport Geschichte schreibt“ zahlreiche Beispiele. Sein erste Beispiel führt sogar weit ins 19. Jahrhundert zurück, als 1868 eine australisches Cricketmannschaft, die aus 14 Aborigines bestand, auf England-Tournee ging, wo die „Eingeborenen einer Sträflingskolonie“ auf die Spieler der britischen Aristokratie trafen.
Weitere Beispiele des Rassismus im Sport waren die Boxkämpfe zwischen afroamerikanischen Boxern und weißen Kontrahenten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unvergessen ist auch der afroamerikanische Athlet Jesse Owens, der bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 vier Goldmedaillen gewann und damit die Theorie der Nationalsozialisten von der überlegenen Rasse ad absurdum führte.
Trauriger Höhepunkt in der oft fatalen Verflechtung von Sport und Politik war die Geiselnahme von israelischen Sportlern durch palästinensische Terroristen während der Olympischen Sommerspiele in München 1972. Auch Fußballspiele können zum „Fußballkrieg“ ausarten, wie die Beispiele von Honduras gegen El Salvador (1969) oder Dinamo Zagreb gegen Roter Stern Belgrad (1990) zeigten.
Sport wurde auf die vielfältigste Art benutzt, um religiöse, ethnische oder nationalistische Überzeugungen zum Ausdruck zu bringen. In 28 Kapiteln erzählt das reich illustrierte Buch von den dramatischen und emotionalen Geschichten hinter den Kulissen, von hinterhältiger Taktik, Pingpong-Diplomatie oder von der „Hand Gottes“, als der argentinische Fußball-Star Maradona bei der Weltmeisterschaft 1986 im Viertelfinale ein Tor mithilfe der „Hand Gottes“ erzielte. Politischer Hintergrund war hier der Falklandkrieg zwischen England und Argentinien 1982.
Auch das Thema „Doping im Sport“ wird beleuchtet, so am Beispiel des „schmutzigsten Rennen der Geschichte“, als der Kanadier Ben Johnson bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 nach seinem Sieg im 100-Meter-Finale des Doping überführt wurde.
Komplettiert wird das außergewöhnliche Sportbuch nicht nur durch zahlreiche historische Sportfotos, sondern auch durch umfangreiche Literaturhinweise für jedes einzelne Kapitel sowie ein ausführliches Register, das das Auffinden ausgewählter Sportler oder Sportereignisse erleichtert.
Fazit: „Wenn Sport Geschichte schreibt“ ist eine aufschlussreiche Darstellung und erzählt Sportgeschichte in spannender Weise mit den gesellschaftlichen und politischen Hintergründen.
Manfred Orlick