Solange man kein Grau gemalt habe, sagte Paul Cézanne einmal, sei man kein Maler. Wenn Peter Sloterdijk diesen Satz auf die Philosophie überträgt, mag dies als unerläutertes Behauptungsereignis wie eine maßlose Provokation klingen. Warum sollten Philosophen eine einzelne Farbe denken, anstatt sich mit Ethik, Metaphysik oder Logik zu beschäftigen? Doch schon eine erste historische Grabung verschafft der Intuition Plausibilität: Welche Farbe haben die Schatten in Platons Höhlengleichnis? Malt die Philosophie laut Hegel nicht stets Grisaillen? Und impliziert Heideggers In-der-Welt-sein nicht den Aufenthalt in einem diffusen Grau?
Peter Sloterdijk folgt dem grauen Faden durch die Philosophie-, Kunst- und Mentalitätsgeschichte. Er befasst sich mit der Rotvergrauung der Deutschen Demokratischen Republik, mit Graustufenphotographie und lebensfeindlichen Landschaften in der Literatur. Indem er das Grau als Metapher, als Stimmungsindikator und als Anzeige politisch-moralischer Zweideutigkeit erkundet, liefert er eine Vielzahl bestechender Belege für die titelgebende These.
Peter Sloterdijk folgt dem grauen Faden durch die Philosophie-, Kunst- und Mentalitätsgeschichte. Er befasst sich mit der Rotvergrauung der Deutschen Demokratischen Republik, mit Graustufenphotographie und lebensfeindlichen Landschaften in der Literatur. Indem er das Grau als Metapher, als Stimmungsindikator und als Anzeige politisch-moralischer Zweideutigkeit erkundet, liefert er eine Vielzahl bestechender Belege für die titelgebende These.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Meike Feßmann lässt Peter Sloterdijk die ein oder andere Polemik, das ein oder andere Ressentiment durchgehen. Immerhin handelt es sich um ein "spekulatives Alterswerk", meint sie. Wie der Autor kulturgeschichtlich der Farbe Grau nachspürt, bei Cezanne, Platon, Hegel, Heidegger und Nietzsche, findet Feßmman allerdings brillant und, da "poetische Begrifflichkeit" vom Autor laut Rezensentin präzise gehandhabt wird, auch erkenntnisfördernd. So wird aus dem Buch mehr als eine Farbenlehre, eine "Meditation" über Leben und Denken in der "Grauzone" feiner Nuancen, so Feßmann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wer noch nie Grau gedacht hat darf vielleicht als Schlussstein gelten für ein opulentes Lebenswerk ...« Oliver Jungen Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220621